Habe gerade den Thread gelesen und muss jetzt auch mal kurz was loswerden - gar nicht zum eigentlichen Thema (was das angeht, denke ich auch, dass es ganz einfach niemandem zusteht, über andere zu urteilen; wie so viele andere Dinge im Leben muss das jeder für sich selbst entscheiden), sondern zur Aussage von findyoursoul bzgl. all jener Frauen, die sich erst um ihre berufliche Karriere kümmern und dann an die Familienplanung denken ...
Ich bin zwar selbst noch nicht "Mitte bis Ende dreißig, sondern *erst* Anfang dreißig, fühle mich aber trotzdem schon ein wenig angesprochen. Ich bin mit meinem Freund (inzwischen Mann) seit 10 Jahren zusammen; Zeit zum Kinderkriegen hätten wir also theoretisch schon gehabt, und wir haben zwischendurch auch immer mal über dieses Thema gesprochen - uns dann aber tatsächlich immer aus beruflichen Gründen dagegen entschieden. Inzwischen üben wir seit gut einem halben Jahr und ich hoffe natürlich sehr, dass es bald klappt. Und natürlich verlange ich von niemandem "Mitleid" für unsere Situation - aber doch zumindest Akzeptanz und Respekt für unsere Entscheidung!
Eine Freundin von mir, die zeitgleich mit mir das Studium beendet hat, ist den "umgekehrten" Weg gegangen und hat der Familienplanung die Priorität gegeben. Ursprünglich wollte sie beruflich mal in die gleiche Richtung gehen wie ich, hat aber direkt nach dem Abschluss das erste und zwei Jahre später das zweite Kind bekommen - mit dem Ergebnis, dass sie so gut wie keine Chance mehr hatte, überhaupt noch in den Bereich reinzukommen, und daher jetzt noch eine neue Ausbildung macht. Natürlich würde sie ihre beiden Mäuse niemals gegen einen/meinen Job eintauschen, aber sie hat mir gegenüber schon mal angedeutet, dass es vielleicht doch keine so schlechte Idee gewesen wäre, mit dem Kinderkriegen noch ein wenig zu warten. Da denke ich doch jetzt auch nicht: Sorry, aber das hättest du dir eben früher überlegen müssen ...
Und ganz ehrlich: Meine Mutter hat damals beruflich komplett zurückgesteckt zugunsten von mir und meinen drei Geschwistern. Klar, andere Zeit, deutlich weniger Betreuungsangebote ect., kann man mit heute nicht vergleichen, ABER: Aus heutiger Sicht denke ich, dass es ihr selbst besser getan hätte, ihr Leben nicht nur auf uns Kinder auszurichten, sondern ruhig auch mal ein bisschen egoistisch zu sein ...
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich denke, dass es niemandem zusteht, darüber zu urteilen, was denn nun der "richtige" Lebensentwurf ist - das kann nur jeder für sich selbst entscheiden. Und das einzige, was ich im Hinblick aufs Kinderkriegen bedenklich finde, ist, wenn die Erfüllung des Kinderwunschs für die Eltern zum einzigen und alles bestimmenden Lebenshinhalt wird - denn dann lastet auf diesen Kindern ein ungeheurer Druck, das Glück ihrer Eltern perfekt zu machen. Aber selbst da würde ich mir nicht anmaßen, über andere zu urteilen - ich weiß nur, dass ich das für uns nicht möchte ...