An der Kreissaaltür wurde ich freundlich empfangen, „Claudia deine Schwangere ist da“. Da war sie, meine Retterin.. alles wird gut. Ich zog also in den reservierten Kreißsaal ein und lies die Krankenhausrotine über mich entgehen. Der Muttermund zeigte sich mit 3-4 cm und ich bekam das versprechen das ich Heute zum dritten mal Mama werde. Mit Baby Lu sei alles prima, und wir sollten nun noch ein wenig ruhen und schlafen. Schlafen? So sehr ich meine Hebamme mag, aber dafür könnte ich sie noch heute würgen. Sie versorgte uns noch mit einem Frühstück und fragte ob sie noch Termine wahrnehmen könne. Kein Problem es dauert ja noch.. nächster böser Fehler.. ich wollte eine brave Schwangere sein und legte mich in meinem Zimmer ins Bett, 4 min später stand ich am Fußende und vertönte lautstark. Es folgte eine Stunde in der ich zwischen meinem Bett und dem Bad hin und her rannte, dann gab ich auf und verkroch mich allein im Bad. Mein armer Mann musste draußen bleiben und zuhören. Es kam der Punkt an dem es allein nicht mehr ging, ich brauchte meine Claudia und zwar jetzt. Also durfte der Mann was sinnvolles machen und Claudia aus dem Mittagsschlaf reißen. Sie macht sich auf den Weg, und wir sollen in den Kreißsaal schon mal eine Kollegin nachsehen lassen. Also kroch ich zur Tür, endlich eine Wehenpause. Wir sollten „kurz“ warten, dieses kurz zog sich leider sehr und ich vertönte lautstark im Frühstücksraum. Bei mir die Putzfrau und mein Mann. Eine etwas skurrile Situation, als sich das tönen in die Lautstärke eines Punkkonzertes wandelte bat ich meinen Liebsten nochmal zu schellen. Die Hebamme handelte schnell und räumte umgehend einen Kreißsaal für mich. Befund nicht sonderlich fortgeschritten, ich bekam aber was gegen die Schmerzen und bat um eine PDA. Noch Stunden konnte ich das so nicht, kaum war der Tropf ab war Claudia auch schon da. Untersuchung und die erstaunliche Feststellung das wir fast soweit waren, ich war zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht bereit und wollte weiterhin eine PDA. Der Chef sah nochmal vorbei, und meinte auch das es noch heute was wird. Damit verschwand er und lies mich mit der restlichen Truppe allein. Mir ging es super mit meiner PDA, gut ich musste mal dringend und wollte nicht stören und beschloss ich könnte ja mal eben die drei Schritte zum Klo... immerhin hatte ich meinen Mann der ja in der Pflege ist. Böser Fehler... die Tür ging auf und eine verdutzte Claudia fand mich am Boden mit einem hilflosen Mann daneben. Sie hat nicht mal geschimpft.. und das hätte ich verdient, aber man kann ja nicht immer schlau sein. Das Pipi Problem lösten wir kurz und schmerzlos und vor allem würdevoll. Keine Peinlichkeit, kein Verlust meiner Würde (das war mir unheimlich wichtig). Wo wir gerade so gut dabei waren können wir noch mal schnell nachsehen, ok es ist soweit.. ich war fest davon überzeugt das das nicht geht weil ich nochmal muss. Claudia versuchte mich zu überzeugen das die Blase leer ist. Nein ist sie nicht.. doch ist sie.. und wenn du musst dann lass es laufen.. niemals ich bin nicht 37 ig geworden um in ein Kreisbett zu pullern. Der Raum füllte sich mit Menschen, mir inzwischen echt egal. Zu allen die dort dabei sein mussten, kam noch eine Schwester die vorsichtig fragen lies ob sie mit dabei sein dürfte weil sie noch keine BEL erleben durfte. Sie durfte, es war ja eh klar das meine private Geburt längst Geschichte war. So fand ich mich in Seitenlage wieder, aus der ich mich auf keinen Fall raus bewegen wollte (BEL sollten am besten im Vierfüßler geboren werden). An meiner Seite mein Mann, auf der anderen Seite die Krankenschwester und am fußende Claudia. Dort waren dann noch eine Ärztin und eine weitere Hebamme die ich aber nicht wahrnahm. Startschuss! Ich wurde von meinen Cheerleadern angefeuert, gelobt und bestärkt wie toll ich und mein Baby das machen. Niemand fasste uns an, ich und mein Baby meisterten das Abenteuer allein. Jetzt käme die Stelle wo andere gesagt bekommen „ der Kopf ist zu sehen“ .. nee ich durfte den knochigen Popo meiner Tochter anfassen. Aus dem „ich schaffe das nie“ wurde ein „ wie geil ich kann das“. In Etappen schob sich meine Tochter in die Welt, Popo, Beine, nichts mehr.. wie jetzt? Gut dann eben nicht.. in mir bewegte es sich und außen strampelten die Beine Alien.. die Cheerleader setzten wieder ein und meine Tochter schob sich mit meiner Hilfe auf die Welt. Kein klägliches schreien, keine Hektik sie war da und ich nahm sie auf die Brust. Es herrschte andächtige Ruhe und dann große Freude, nicht nur von meinem Mann und mir. Nein alle waren total geflasht, und lobten uns wie toll wir das gemacht hätten. Die Krankenschwester bedankte sich überschwänglich das sie etwas so Wundervolles begleiten durfte und ich Entschuldigte mich dafür das ich ihr fast die Hand gebrochen habe Die Stimmung war sehr gelöst, bis der Chef reinkam. Tja der hatte die ganze Show verpasst, ich war froh drüber.
Jetzt folgte noch die Geburt der Plazenta und dann wurde ich beglückwünscht. Ich hatte einen kleinen Riss, der genäht werden solle da ich ja nun nicht immer ganz schlaue Sachen mache (siehe Kreissaalboden) und ich stellte klar das ich heim will. Begeisterung sah anders aus, aber der nette Anästhesist gab sein ok. So fuhren wir 4 Stunden nach der Entbindung mit einem Rollstuhl zur Tür raus. 30 Min später saß ich stillend bewaffnet mit einem Mc Rib Menü aus dem Mc Drive auf meinem Sofa und war die glücklichste Frau der Welt.
Es folgten viele schöne Nachsorgen die nun 8 Wochen später endeten.
Warum dieser ellenlange Bericht? Ich hab schwanger viel gelesen und möchte hier nochmal zeigen das Claudia das beste ist was einer Schwangeren passieren kann. Ihr Einsatz ist mehr Berufung als Beruf dank ihr habe ich nach zwei traumatischen Geburten (Saugglocke und bei Nummer zwei KS) selbstbestimmt entbinden können. Ohne Claudia hätte man sicher ein weiteres Kind entbunden aber nicht geboren.
Mein Dank geht an Claudia Kummert Hebammenladen Belladonna und dem St. Anna in Herne (NRW)