Fünf Tage vor meinem Entbindungstermin wurde ich am vergangenen Samstagmorgen von etwas Schleim auf dem Toilettenpapier überrascht. Endlich ein Anzeichen dafür, dass es vielleicht wirklich in den nächsten Tagen losgehen würde! Ganz aufgeregt habe ich meinem Mann davon berichtet und ihm erklärt, dass sich wohl der Schleimpfropf langsam löst und es von jetzt vermutlich noch etwa drei Tage dauern würde... Ich wollte mir (und ihm) keine unrealistischen Hoffnungen machen.
Gut gelaunt fuhren wir noch wie geplant zu einem Babybasar, bei dem eine Bekannte mit im Orgateam war, sodass wir als allererste in die Halle durften. Wir ergatterten ein paar süße Sachen und ich dachte, jetzt sei dann die erste Ausstattung wirklich komplett und alles bereit. Danach fuhren wir noch in die Stadt, in der auch die Klinik ist, ins Autohaus. Wir scherzten schon, ob wir gleich dableiben sollten, der Kreißsaal wäre quasi um die Ecke ... Das war natürlich nicht ernst gemeint, ich hatte ja noch keine direkten Anzeichen und auch in den Tagen vorher keine Senkwehen oder Übungswehen.
Also sind wir wieder heim und haben uns ein Hendl schmecken lassen. Danach hab ich mich hingelegt, um etwas zu schlafen, weil der Vormittag anstrengend für mich war. Aber an Schlaf war nicht zu denken! Mein Herz raste und auf einmal kam eine ganz sanfte Bauchwehwelle zu mir: Ich spürte, wie sie anrollte und wieder abebbte und genoss den sanften Schmerz, weil ich ganz sicher war, dass sich in diesem Moment die Geburt meines Sohnes ankündigte. Intuitiv fasste ich dann zwischen meine Beine und meine Finger waren ganz feucht. Geistesgegenwärtig lief ich zur Toilette und da lief das Wasser auch schon schwallweise. Aufgeregt rief ich meinen Mann: „Schatz, ich habe einen Blasensprung.“ Wir schauten uns einen innigen Moment in die Augen, hielten uns an den Händen und dann gings los! Ich telefonierte vom Klo auf mit dem Kreißssaal und meinen Eltern und mein Mann hat die Taschen fertig gepackt. Zum Glück war Wochenende und er zuhause. Ursprünglich hatte er einmal überlegt, an diesem Tag noch zum Bayernspiel nach München zu fahren – ein Glück, dass ich da Veto eingelegt hatte!
Eine halbe Stunde später waren wir mit Handtüchern zwischen den Beinen unterwegs in die Klinik!
Dort wurde ich um halb drei Uhr nachmittags aufgenommen und es wurde ein CTG geschrieben, immer noch ging schwallweise Fruchtwasser ab. Auf dem CTG waren noch keine Wehen, aber meinem Kind ging es gut – Hauptsache! Versorgt mit Binden Marke XXXL sind wir dann auf die Station und haben in Ruhe unser Familienzimmer bezogen. Es war fast wie Einchecken in einem Hotel. Ich hatte ja noch keinerlei Schmerzen und konnte mich dann ganz in Ruhe mental drauf einstellen, dass wohl schon bald die Geburt losgehen konnte. Die Hebamme ging davon aus, dass die Wehen gegen Abend natürlich einsetzen würden.
Es stand eine Vollmondnacht bevor und ich hatte mir das seit Wochen in meinem Kalender notiert. Auch wenn es wissenschaftlich nicht belegt ist, glaube ich doch an diese Kräfte. Außerdem habe ich mir von Herzen gewünscht, dass mein Kind an einem Sonntag das Licht der Welt erblickt – ich bin selbst Sonntagskind und finde das total schön! Tja, und irgendwie hat auch diesmal mein Sonntagskinderglück nicht versagt!
Mein Mann fuhr nochmal kurz heim, um auch für ihn Sachen zum Übernachten etc. zu holen – das hatten wir vorher gar nicht bedacht gehabt! In dieser Zeit konnte ich sogar noch meine engen Freundinnen anrufen und sie ums Daumendrücken bitten!
Um halb sieben ging es wieder zum CTG – diesmal waren schon leichte Wehen zu erkennen, die ich auch schon ganz sanft spürte. Die Hebammen hatten Schicht gewechselt: Jetzt hatte Ruth Dienst, die ich schon von der Akkupunktur kannte und zu der ich vollstes Vertrauen hatte – ein Glück!
Wir gingen wieder auf unser Zimmer und hatten vor, uns einen letzten gemütlichen zweisamen Abend zu machen. Mein Mann guckte noch Sportschau (Männer!)! Das 20.15Uhr Programm hatte grad angefangen, als die Wehen doch langsam so stark wurden, dass ich das mit dem gemütlichen Abend wieder aus dem Programm strich. Wir packten stattdessen eine Tüte mit Süßigkeiten, Wasser, Kamera, Lippencreme und was man halt sonst noch so brauchen könnte und marschierten Richtung Kreißsaal.
In der Klinik gibt es drei Entbindungsräume, gerne wollte ich natürlich in den größten und schönsten mit großer Wanne und Doppelbett. Da ich wusste, dass noch zwei andere Frauen „in der Warteschleife“ waren (von wegen das hat nichts mit dem Mond zu tun), hoffte ich, dass wir die Ersten im Kreißsaal sein würden, damit wir den schönen Raum kriegen – und so war es! Auf dem CTG waren jetzt schon ganz nette Wehchen zu sehen, die ich aber noch gut veratmen konnte. „Ach, das wird schon nicht so schlimm werden.“, dachte ich mir zu dem Zeitpunkt. Mir war gar nicht so klar gewesen, dass es zwischen den Wehen immer 2-5minütige Wehenpausen gibt, in denen man keine Schmerzen hat und sich ganz gut erholen kann ...
Ich durfte dann gleich in die große Wanne und das warme Wasser entspannte mich und ich war guter Dinge. Mein Mann war in meiner Nähe, versorgte mich mit kaltem Wasser und atmete während den Wehen mit mir.
Bisher hatte die Hebamme den Muttermund noch nicht untersucht, weil ich sicher war, dass sich da noch nicht viel getan haben konnte und ich kein unnötiges Rumtasten wollte. Ich wehte also eine zeitlang vor mich hin, immer unterstützt von meinem Mann. Die Hebamme kümmerte sich auch noch um die anderen Frauen, sodass wir auch viel alleine waren – es lief gut! Gegen kurz vor elf Uhr wollte Ruth dann doch mal nach dem Muttermund sehen und da ich inzwischen echt schon heftige Schmerzen hatte, widersprach ich nicht mehr – ich dachte, jetzt hat sich sicher schon richtig was getan und erwartete einen Befund von 4-5cm ... Denkste! Die ernüchternde Nachricht: 1,5cm.