Meine Hebamme bittet mich untersuchen zu dürfen. 11.40 Uhr.
8cm offen, Kopf weit oben, ich komme mit den Wehen nicht mehr klar.
Auch im Liegen kommen sie ununterbrochen, keine Wehenpausen mehr, dazu dunkelgrünes Fruchtwasser.
Sie sagt mir, dass sie gerne verlegen würde.
Ich sage ja, ich kann nicht mehr. Schreie, dass ich was gegen diese Wehen brauche. Sofort.
Sie geht und bringt mir ein Spray.
Ich soll ausatmen und tief inhalieren.
Doch das geht nicht. Nächste Wehe.
Sie fragt in welche Klinik. Wehenpause. Theresien. Nächste Wehe. Sie telefoniert. Ich brülle. Mein Mann packt schnell eine Tasche, zieht sich an. 11.45 Uhr.
Ich liege allein, winde mich in den Wehen, die nun ohne Pause kommen und kann nur denken, dass ich so in kein Auto steigen werde.
Sie sollen gefälligst nen Arzt ran schaffen, der mich jetzt sofort hier mit irgendwas starkem ins Delirium schießt.
Meine Hebamme fragt ob das Spray wirkt.
Keine Ahnung.... Habe keine Zeit zum Atmen, also auch nicht zum Spray nehmen.
Kann nur die Wehen verbrüllen.
Sie ist nochmal raus, Schuhe anziehen.
Plötzlich muss ich muss pressen.
Es ist 11.55 Uhr.
Meine Hebamme hört mich vom Gang aus und kommt sofort. Schaut mich an, nimmt ihre Handschuhe.
Sie sagt, dass sie nochmal tasten will.
Nein auf keinen Fall. Ich muss in den Vierfüßler.
Sie tastet zwischen der Wehe.
Ich drehe fast am Rad. Das muss sofort aufhören.
Ich lege mich auf die Seite. Sie sagt, dass sie nochmal tasten muss. Ich lasse sie, im Liegen geht das gut.
Ich muss wieder pressen.
"Du bekommst dein Kind jetzt hier"
Wie?
Äh ne...
Doch, ich muss wieder pressen. Liege auf der Seite, es geht nicht anders.
Sie fragt, ob ich so liegen bleiben will.
Pool ist noch leer, Hocker wäre aber da.
Nein ich will liegen, kann mich nicht bewegen.
Sie fragt ob ich das Bein aufstellen will. Ja. Mein Mann hält mein rechtes Bein. Ich presse auf der Seite.
Es kommen einige Presswehen, ich merke, wie mein Baby immer tiefer tritt.
Dann fängt es an zu brennen.
Ich höre, wie sie mich immer wieder ermuntern, sprechen mir Mut zu.
Ich bin atme in den Pausen und brülle in der Wehe.
Mein Mann atmet mit mir, hilft mir tief Luft zu holen.
Nächste Wehe, ich merke wie der Kopf kommt, er ist fast da, da ist die Wehe vorbei. Ich muss den Kopf wieder zurück lassen.
Ich weiß, dass er mit der nächsten Wehe kommt.
Für einen kurzen Moment denke ich mir: Ne, das Kind bleibt drin. Ich will keine Wehe mehr. Doch dann wird mir klar, dass ich hier gerade nimmer raus komme aus der Geschichte. Ich lasse die Wehe kommen.
Sie ist gewaltig, der Kopf wird geboren.
Ich höre wie meine Hebamme meinem Mann etwas zeigt, sie ist ruhig, aber ich merke, irgendwas passt nicht.
Sie bittet mich bei der nächsten Wehe mitzupressen.
Die Wehe kommt nicht, sie massiert etwas meinen Bauch, dann endlich kommt eine Wehe, ich kann nur mischieben, nicht pressen. Sie sagt, ich muss auf den Rücken. Mein Mann und die Hebamme helfen beim drehen, sie streckt meine Beine, lässt sie mich wieder anziehen.
Sie sagt noch, dass sie leider hingreifen muss. Noch eine Wehe kommt, sie macht was an meinem Baby, ich merke, dass sich erst nichts tut, dann plötzlich ist es vorbei.
12.13 Uhr. 18 Minuten Presswehen.
Mein Baby wird, wie abgesprochen, wegen des grünen Fruchtwassers abgesaugt.
Dann kommt es auf meinen Bauch. Es ist so weich, warm und perfekt.
Ich kann mich nicht rühren, nur festhalten und gucken.
Mein Mann fragt, ob er es mir verraten soll.
Nein!
Ich schaue nach, ein Mädchen!
Die erste halbe Stunde bekomme ich nichts mit außer meinem Baby.
Sie ist so wundervoll. Die Nabelschnur pulsiert lange, sie braucht wohl noch, die Geburt war so rasant.
Nach einer dreiviertelstunde etwa ist sie auspulsiert.
Dann kann ich anfangen wieder was wahrzunehmen.
Meine Hebamme berichtet mir, dass sie am Ende etwas bestimmt werden musste.
Die Schultern steckten fest und sie hat sich nicht richtig eingestellt. Außerdem hatte sie beide Hände überkreuzt wie ein Pharao direkt an den Schultern.
Durch den Lagewechsel kamen die Schultern dann aber richtig und sie hat dann an den Ärmchen noch mitgeholfen.
Wir liegen noch lange, stillen, kuscheln und bestaunen unser Baby.
Erst nach 1,5 Stunden stehe ich auf und gehe duschen.
Dann kommt auch schon der große Bruder mit der Oma nach Hause und darf wie ausgemacht bei der U1 die Nabelschnur durchschneiden.
Die stolzen Maße:
56cm
36cm Kopfumfang
4400g
Die Geburt war echt gewaltig, überwältigend.
Sie war nicht wunderschön, aber sie war gut.
Ich war fast die ganze Zeit absolut bei mir, habe genau das gemacht, was ich wollte, hatte eine super Begleitung.
Die Übergangsphase war hart, wäre ich da im KH gewesen, ich hätte alles genommen.
Die Pressphase war einfach nur gewaltig, überrollend, befreiend und anstrengend.
Ich bin so froh, dass ich zuhause war.
Und ich danke meinem Mann und meiner Hebamme von Herzen für ihre wundervolle Unterstützung!