Eine wunderschöne Geburt mit Wehentropf - Achtung lang! -

Begonnen von Annakin, 22. September 2011, 12:20:04

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Annakin


Am Donnerstag, den 01.09.  (ET-10) war ich bei meiner FÄ. Der Befund war wie schon die Wochen zuvor. Das Köpfchen war immer noch abschiebbar, unten alles weich, aber Mumu geschlossen. Nach dem GMH hat sie nicht geschaut. Mein Sohn wurde auf 3500g geschätzt, mit 52cm Länge. Den KU hat sie mir verheimlicht. Am nächsten Tag wusste ich warum ;) Bei einem Blasensprung sollte ich noch liegend ins KH. Sie sagte noch, dass es nur eine Vorsichtsmaßnahme ist. So etwas passiert äußerst selten. Ähm ja... Siehe unten ;)
Nach einem Blick auf das CTG meinte sie "Huch! Sie haben ja Wehen!" Jaaa, die hatte ich. Etwa alle 10 Minuten. Die hab ich auch gemerkt, aber weh taten sie nicht. Meine FÄ meinte daraufhin, wenn es schlimmer wird, sollte ich heute schon ins KH. Ich hab dann meinen Mann informiert, da die Wehen schon etwas schlimmer wurden. Kaum war ich aber zuhause, waren sie weg. Und ich frustriert.

Am nächsten Morgen bin ich um 4:30 Uhr von einer Wehe wach geworden. Die war ganz anders als die am Tag zuvor, fühlten sich eher wie Senkwehen an. Aber weh tat sie! Wie ganz schlimme Mensschmerzen nur unten im Bauch. Ich dachte, dass ich das mal beobachten sollte und bin aufgestanden, um mich auf meinen Gymnastikball zu setzen. Die Wehen kamen etwa alle 10 Minuten, später alle 7, dann alle 5. Mein Mann war unterdessen zur Arbeit gefahren, nachdem ich ihm hundert mal gesagt hatte er könne ruhig fahren. Mir war lieber er macht seine Arbeit und ist dann entspannt wenn es losgeht, als dass er mich ständig fragt ob wir denn schon ins KH müssen ;) Ich hab dann gegen 8 meine Beleghebi Daniela angerufen. Die sagte, dass echte Wehen eigentlich im Oberbauch beginnen und das Kind nach unten drücken. Außerdem sind echte Wehen so unangenehm, dass man nicht zuhause bleiben will. Wenn ich mich wohl fühle, soll ich es beobachten und ein bisschen laufen. Ich hätte aber auch zur Kontrolle ins KH gekonnt. Wollt ich aber nicht, da ich mir fest vorgenommen hatte, so spät wie möglich zu gehen.

Ich hab dann noch Hausarbeiten erledigt und um 11 ist mit einer kleinen Menge Flüssigkeit mein Schleimpfropf beim Spülmaschine ausräumen abgegangen. Kurz darauf ist noch mal etwas Flüssigkeit abgegangen. Ich hab natürlich erst mal ein blödes Gefühl bekommen, von wegen Blasensprung und Nabelschnurvorfall. Deswegen ab auf alle Viere, zum Handy gekrochen und im Liegen meine Hebi angerufen. Ihr hab ich dann gesagt, dass ich glaube, dass ich einen Blasensprung hab. Sie fragte "Läuft es Dir die Beine runter?" Nee, nur zwei mal ein Händchen voll Flüssigkeit (die zweite Ladung hatte ich mit der Hand aufgefangen ;D) Das könne auch vom Schleimpfropf kommen. Weil das Köpfchen noch abschiebbar war, müsste ganz viel gekommen sein. Also bin ich aufgestanden und musste lachen, da ich ganz panisch direkt flach lag (ich war dankbar, dass das Thema "was tun beim Blasensprung" hier immer wieder erörtert wurde). Also weiter laufen und Treppen steigen. Die Wehen kamen irgendwann alle zwei Minuten und wurden heftig, aber immer nich nur unten. Außerdem gab es auch immer wieder Pausen von 7 Minuten und mehr. Meine Freundin (mit der ich eine Standleitung hatte) machte sich Sorgen, da sie wusste, dass ich nicht sehr schmerzempfindlich bin und Angst hatte, dass ich mein Kind allein Zuhause bekomme.

08.03. -> SST positiv!
13.06. -> ein Mädchen?
12.07. -> ein Mädchen!

Lennard 09/11

Annakin

Gegen 3 Uhr war mein Mann dann nach vollendeter Arbeit zuhause. Ich wollte ihn eigentlich noch zu seinem Friseurtermin um 16 Uhr schicken, aber nachdem er aus der Dusche kam und mich schnaufen sah, fragte er, ob ich nicht lieber ins KH möchte. Wollte ich dann doch, allein schon um zu sehen, wie es dem Baby geht. Da hatte ich ja schon seit etwa 11 Stunden wehen. Also meine Hebi angerufen, die zu der Zeit auf dem Golfplatz war (sie ist mit Golftasche über den ganzen Platz zum Auto gelaufen ;D und war noch vor uns da). Im Auto hatte ich dann alle zwei Minuten Wehen, nach wie vor nur unten. Mein Mann machte sich schon Sorgen. Unter meinem Hintern hatte ich ein dickes Handtuch, da ich immer noch Flüssigkeit verlor. Aber immer nur ganz wenig.

Dann ab in den Kreissall und ans CTG. Meine Wehen hat es zwar registriert, aber die dümpelten immer nur bei 30 rum und waren stark zackig, da ich ordentlich verarmen musste. Daniela hat denn meinen Befund kontrolliert. Alles butterweich und ganz dünn, aber Mumu nur 1cm auf. Sie konnte ihn aber auf 5cm dehnen (tat entgegen meiner Befürchtungen nicht weh, war nur unangenehm). Die Blase war tatsächlich gesprungen. Sie hat dann eine Wehe abgewartet (ätzend!). Kein Druck nach unten! Ihr Tipp: Wehentropf. Na super, dachte ich. Ich hatte schon genug darüber gehört und wollte eigentlich keine unkontrollierbaren Wehen ohne Pause. Daniela sagte dann, dass es keine richtigen Geburtswehen seien, sondern nur ("nur", soso ;) ) Kontraktionen. Ich könne auch noch mal laufen, ihr sei es egal sie habe Zeit. Hab ihr dann nach einigen Fragen und ihrer Zusicherung, dass mich die Wehen nicht überrollen würden, dazu entschlossen ihr zu vertrauen.

Die erste Halbe Stunde mit Wehentropf war schlimm. Ich hatte Dauerschmerzen, da ich zwischen den Wehen (die gut zu verarmen waren) immer noch dieses Ziehen hatte. Ich dachte, mein Sohn sprengt mir mein Becken. Das tat so weh. Dani fragte, ob ich was gegen die Schmerzen haben wolle ("du musst hier nicht die Heldin spielen"). Also bekam ich eine Schmerzspritze. Und danach ging es mir blendend! Alle paar Minuten (keine Ahnung welcher Abstand, aber er wurde immer kürzer) eine Wehe. Die hab ich brav veratmet ("jede Wehe die Du nicht richtig veratmest, kannst Du hinten dran hängen") und waren voll ok. Ich wusste "gleich tuts weh". Dann tat es weh, wurde stärker und dann war es schon wieder vorbei. Also total weg, als wäre nichts gewesen. Die Wehen wurden von da an immer stärker und mehr. Leider musste der Tropf bis zum Schluss dran bleiben, da mein Körper ohne einfach keine richtigen Wehen produzieren wollte. ;-/ Ein Zeitgefühl hatte ich nicht mehr, aber irgendwann kontrollierte Dani noch mal und sagte der Mumu sei bei 5cm. Aber der Kleine war immer nich viel zu hoch. Sie konnte auch nicht tasten, wie rum er lag, da er durch den Blasensprung eine Schwellung am Kopf hatte. Durch die konnte er wohl irgendwie nicht richtig ins Becken rutschen. Trotzdem hab ich mir keine Sorgen gemacht. Die ganze Geburt hindurch nicht...

Um dem Kleinen zu helfen musste ich mich immer wieder umlagern. Da ich dauerhaft ans CTG angeschlossen war, bedeutete das, dass der Gurt immer wieder neu justiert werden musste und die Herztöne neu gesucht wurden. Das war für mich das Schlimmste an der Ganzen Geburt: angefasst werden während einer Wehe! Ich hatte vor der Geburt immer Atem- und Entspannungsübungen gemacht und ich konnte mich während der Wehen völlig entspannen und war wie weggetreten. Es sei denn ich wurde angefasst.

Dass ich bis hier hin nichts mehr zu meinem Mann geschrieben hatte liegt daran, dass er eigentlich während des Großteils der Geburt auf seinem Stuhl saß und bis auf ständiges Erneuern meines Waschlappens (ich dachte ich verbrenne!) nichts tun konnte (oder durfte). Ich war aber ganz lieb zu ihm und hab nicht geschimpft. ;)

08.03. -> SST positiv!
13.06. -> ein Mädchen?
12.07. -> ein Mädchen!

Lennard 09/11

Annakin

#2
Irgendwann hatte ich dann ganz deutlich das Bedürfnis zu Pressen. Es ging gar nicht anders, mein Bauch machte das von allein. Das sagte ich auch Daniela. Da der Kleine aber immer noch zu weit oben war und der Saum des Mumu noch stand hieß es Abwarten und nur gaaaanz vorsichtig mitschieben. (Jaja, sag das mal meinen Bauchmuskeln...)
Der Saum war irgendwann weg, aber ich durfte immer noch nicht pressen. Ein paar Wehen auf der einen Seite, dann auf die andere. Über eine 1/2 Stunde ging das so. Zwischendurch hörte ich, dass die Herztöne langsam wurden und fragte nach. Meine Bedenken waren, dass er eine Nabelschnurumschlingung haben könnte, die ihn wie ein Bunjeeseil zurück hält. Daniela meinte aber, dass es ihm dann schlechter gehen müsse. Nachdem ich mich schon eine Weile abgemüht hatte, kam irgendwann der Arzt dazu. Ich dachte "Huch. Entweder kommt er jetzt bald oder da passiert was." Aber er hat nur geschaut und abgewartet. Irgendwann war er dann auch wieder weg. Er kam wieder als ich endlich pressen durfte. Zwei Presswehen zu je drei mal Pressen bis mir fast der Kopf geplatzt ist und der Kopf war geboren. Ich hatte schon bevor ich pressen durfte, das Gefühl, dass es mich zerreißt. Tatsächlich bin ich schon sehr früh an den inneren Sch*mlippen und der Klit*ris gerissen. Der Damm hingegen hat gehalten. Nicht einmal ein kleiner Riss oder eine Schürfwunde.
Dann musste ich warten, bis die nächste Presswehe kam und dann flutschte der Körper meines kleinen Sohnes heraus. Er hat sofort geschrien. Daniela reinigte ihn ein wenig mit einem Handtuch, aber ich konnte es nicht aushalten zu warten und sagte: "Gib her!" Sie antwortete ich solle warten und klemmte die Nabelschnur ab, die mein Mann durch schnitt.  Aber ich sagte: "Nein, gib her!" Dann bekam ich meinen Sohn auf die Brust. Es gibt kein schöneres Gefühl auf dieser Welt! Mein Mann hatte auch Tränen in den Augen. Wir durften lange kuscheln, bis Daniela ihn untersuchte und mein Mann ihm die erste Windel seines Lebens verpasste. Schon ging es wieder an meine Brust und ich durfte ihn anlegen. Er hatte schon vorher geräuschvoll an seiner Hand genuckelt, was er heute noch tut, wenn er Hunger hat.

Unser Lennard Christopher wurde am 02.09. um 22:03 Uhr geboren und hatte die stolzen Maße von 3630g auf 52cm Länge und einen KU von 36cm.

Hinterher habe ich erfahren, dass Daniela eigentlich nicht geglaubt hat, dass wir es so schaffen. Der Arzt wurde geholt, da Lennards Herztöne schlecht waren und damit gerechnet wurde, dass die Saugglocke zum Einsatz kommen muss. Oder aber ein KS. Sie ist aber ruhig geblieben und es hat geklappt. Er hatte zwar keine Umschlingung, aber die Nabelschnur war zwischen Hals und Schulter eingeklemmt. Trotzdem ist alles gut gegangen.

Genäht wurde ich dann auch noch. Aber auch das war ok. Klar die Spritzen hab ich gemerkt, aber es hat wirklich nur gepiekst. Das schöne daran war, dass mir danach untenrum nichts mehr weh tat. Vom Nähen hab ich nur gemerkt, dass da jemand an mir rum ruckelt. Nur direkt an der Klit*ris tats weh. Also 2x Zähne zusammen beißen. Dann war's vorbei.

Wenn Euch jemand erzählen möchte, dass ein Wehentropf die Hölle ist, glaubt es nicht einfach. Es kommt ganz auf die individuelle Situation an. Und in erfahrenen Händen ist es ein gutes Mittel, um eine Geburt voran zu treiben.
Ich fand die Geburt total schön und wirklich aushaltbar. Ich denke, dass es vor allem daran lag, dass ich keine Angst hatte und mich total entspannen konnte. Während ein paar Wehen habe ich mich bewegt und die Konzentration war weg. Die taten dann auch schweineweh. Ich fand die Geburt wirklich aushaltbar und an eine PDA hab ich nicht mal gedacht. Dabei hab ich immer darauf gewartet, denn man sagte mir, wenn man nach der PDA oder einem KS schreit ist es fast vorbei. (Ich will hier bestimmt nicht sagen, dass Frauen, die unaufhaltbare Schmerzen haben sich anstellen. Jede Frau, jede Geburt ist anders.)

Wir sind bis Montag nach der U2 geblieben. Leider hatte Lennard eine schlimme Gelbsucht. Weil er sich aber so gut gemacht hat und von Sonntag auf Montag kaum abgenommen hat (insgesamt nur 260g) durften wir nach Hause. Ich hab mir aber Sorgen gemacht. Mittlerweile sieht er aber wieder rosig aus. Er ist das Beste, was mir je passiert ist!

So, es ist mal wieder ein Roman geworden. Dafür bin ich ja auch im MT bekannt. ;)

Vielen Dank fürs Lesen!

LG
Anna

08.03. -> SST positiv!
13.06. -> ein Mädchen?
12.07. -> ein Mädchen!

Lennard 09/11

Philomena

Gern geschehen!
Sehr schön geschrieben! :)
Und ja es gibt wirklich viele Gemeinsamkeiten bei uns.
Mein Mann durfte mich auch nicht wirklich anfassen. Der wollte mich immer streicheln am Arm oder so. Aber das ging garnicht..war irgendwie unangenehm. Musste mich ja aufs Atmen konzentrieren. ;D Am Kopf war okay!

Ich konnte die Herztöne von Louisa garnicht hören. Das haben sie abgestellt. Vielleicht besser so. Aber die haben auch immer neu suchen müssen gegen Ende. Da fing das wohl auch erst an das die Herztöne schlechter wurden. Und der Arzt stand da auch immer nur und hat geguckt. :D
Louisa sah Montags bei der U2 auch noch gelb aus und wurde Dienstagmorgen nochmal getestet und dann durften wir doch nach Hause. Aber wir sollten es beobachten. Und auch sie sieht wieder rosig aus ;D

3630gramm??? Louisa hatte 3620gramm! ;D ;D ;D

Erschreckend diese Übereinstimmungen! ;D

Liebe Grüße
Nicole

10.Sept. 5:58Uhr, 54cm, 3620gr., KU34,5

Co-Co

Ein wirklich klasse Bericht, der sich super gelsen hat! Glückwunsch zum kleinen Mann und viel Glück weiterhin!