Um ca. 12.00 kam ich an den Punkt an dem ich nicht mehr wollte (ich dachte sogar kurzzeitig "Bitte ruft den Krankenwagen ich brauche jetzt das KH um mir die PDA geben zu lassen") und bat die Hebamme mich zu untersuchen in der Hoffnung, dass dabei die Fruchtblase platzt...da ich dachte so würde es schneller gehen. Ich war bei 8 cm. Die Hebamme weigerte sich jedoch die Fruchtblase zu öffnen, da sie das bei den Hausgeburten nicht macht. Sie erklärte mir, dass die Fruchtblase das Baby schützt und die Fruchtblase eh bald platzen würde. Wir gingen alle davon aus, dass es mindestens noch 30 min dauern würde bis die Presswehen kommen. Zu meiner Überraschung spürte ich aber direkt nach der Untersuchung schon den Druck und teilte dies der Hebamme mit. Damals im KH durfte ich ja erst pressen als sie es mir erlaubten und sie sagten auch jedes mal wann die Wehe kommt, da sie angeblich auf dem CTG zu sehen war...was aber eben nicht stimmte.
Also ging ich davon aus, dass mir die Hebamme nun auch erst "verbieten" würde mit zuschieben. Sie sagte aber ganz entspannt "Wenn du schieben musst, dann schiebe..es ist dein Körper und nur du weißt am besten was du jetzt tun muss". Ich schob also mit...es blieb mir eh nichts anders übrig. Es war wie es war und es tat gut zu tun was mir mein Körper sagte. Ich schrie wie eine Löwin und merkte wie der Kopf kam. Da platze schon die Fruchtblase. Es brannte aber es war trotzdem angenehmer als die Wehen davor. Zugegebenermaßen dachte ich ich presse zu stark, sodass ich reißen würde, aber irgendwie war es mir dann doch egal. Ich wollte, dass die Kleine kommt!
Als der Kopf draußen war spürte ich einerseits die Erleichterung aber andererseits spannte es so stark, dass ich laut sagte "zieht sie bitte raus". Prompt kam die Antwort "nene das macht dein Körper schon alleine wir ziehen nicht am Baby rum". Oh ja..und wie recht sie hatte. Eigentlich wäre die Kleine schon mit der nächsten Wehe gekommen (ich spürte auch wie sie zuckte und sich abdrückte) aber leider war die Nabelschnur um den Hals gewickelt. Meine Hebamme wusste aber ich würde es dennoch schaffen und sie müsse nicht vorher die Nabelschnur abklemmen und durchschneiden. Also presste ich nochmal so stark wie ich konnte (immer noch im Vierfüßler). Ich spürte wie sie rauskam und war wirklich erleichtert. Die Hebamme schob sie mir nach vorne und ich fing an sie abzurubbeln, da sie nicht sofort geschrien hat, was aber normal war. Sie war schön rosig und die Nabelschnur pulsierte noch. Dennoch wollte ich, endlich den ersten Schrei hören, also nahm ich sie hoch und klopfte ihr ein wenig auf den Popo. Sie machte die Augen auf und schaute mich an, hustete ein wenig und schrie dann. Dieser Moment war so unbeschreiblich. Es fehlte mir damals so sehr bei meinem Sohn.
"Sie ist so klein und hat so einen kleinen Kopf ..total süß",sagte ich mehr zu mir selbst als zu den anderen. Meine Hebamme meinte dann lachend " ne also so klein ist der Kopf nicht aber keine Angst es ist wies aussieht nichts gerissen"
Da war sie da meine kleine Daria Marleen. Um 12:25 kam sie mit 3500 Gramm, 50 cm und 36,5 cm KU.
Nachdem meine Schwester sie abgenabelt hat, nahm mein Mann sie mit ins Wohnzimmer und die beiden kuschelten während ich auf die Nachgeburt wartete. Es ging dann sehr schnell..ca. 4 min danach kam schon die Plazenta, ohne ziehen von alleine raus. Die Hebamme half mir auf und wir gingen duschen. Ich fühlte mich topfit und so duschte ich erst mal in ruhe alleine. Anschließend gings ins Bett zum kuscheln und anlegen. Währenddessen räumten meine Schwester und die zwei Hebammen das Kinderzimmer auf. (zack das Plantschbecken mit allem drin in die Mülltüte und weg )
Die Kleine trank schön an beiden Brüsten und schaute sich nebenbei ihre neue Umgebung an. Nach ca. 1 Stunde führte die Hebamme die U1 durch, füllte die Unterlagen aus und kam nochmal kurz ins Schlafzimmer um mich zu untersuchen. Ich bat sie um einen Spiegel, da ich selbst mal nachsehen wollte ob Verletzungen da sind. War erstaunt, dass es wirklich so aussah wie schon vor der Geburt.
Da ich und die Kleine einen guten Eindruck gemacht haben, verabschiedete sich die Hebamme und wir genossen noch die Zeit zu dritt bis 16 Uhr.
Als mein Sohn nach Hause kam war er zunächst ganz schüchtern und hat noch nicht ganz realisiert, dass er nun ein großer Bruder ist. Er wollte seine Schwester zunächst nicht anfassen, da er Angst hatte etwas kaputt zu machen. Nach 1 Stunde in der er von seiner Tante beschäftigt wurde, kam er und nährte sich der Kleinen langsam an. Er streichelte und küsste sie. Nun waren wir endlich komplett. <3
Rückblickend war alles so anders als bei meinem Sohn. So selbstbestimmt und entspannt. Das veratmen bzw. aushalten der Wehen ging nur im Stehen und Vierfüßler und es tat gut, dass ich nicht wie im Krankenhaus "ans Bett gefesselt war" und das blöde CTG dranhatte. Denn dieses machte die Wehen noch unangenehmer als sie schon eh waren. Ich hatte mich zuhause so wohl gefühlt und musste mich für Nichts schämen. Keiner unternahm etwas gegen meinen Willen, keine unangenehme und schmerzhafte Untersuchungen wie ich diese im KH über mich ergehen lassen musste, kein kathetisieren während den Wehen, kein Zugang, keine künstlichen Wehen und keine Geburtsverletzung, keine Krankenhauskeime, keine Neointensiv, kein Milchstau, kein zufüttern und Schnuller gegen meinen Willen. Keiner nahm mir mein Kind nachts weg mit der Begründung "damit Sie besser schlafen können"..keiner schickte meinen Mann schon nach 1,5 Stunden heim.
Anders wie im KH bin/war ich und mein Kind topfit. Ich konnte sofort aufstehen und auch die Stunden danach fühlte sich unten rum alles fast wie normal an und sah auch so aus. Ich konnte sogar schon direkt danach mein Beckenboden anspannen und kann es jetzt immer noch. War ganz schockiert, da ich dachte, dass man nach der Geburt immer die Muskeln in der Sch*ei*de nicht anspannen kann.
Sollte ich nochmal schwanger werden und alles würde passen, so wäre wieder eine Hausgeburt meine erste Wahl.