Mattis- nicht nach Lehrbuch, aber trotzdem schön

Begonnen von kiwimom, 11. Mai 2012, 11:03:07

« vorheriges - nächstes »

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

kiwimom

Jetzt wo ich mich intensiv mit dem möglichen zweiten Kind beschäftige, denke ich oft an  Mattis Geburt zurück. Mensch, das Kerlchen ist schon 4, aber da ich damals nicht in der Lage war, meinen Geburtsbericht hier einzustellen, will ich es jetzt nachholen.

Aber seid gewarnt- da lief fast nix so, wie es sollte. Aber ich will keinem Angst machen, denn ich habe nur gute Erinnerungen an diese Geburt, auch wenn ich jeden Schei'* mitgenommen hab, außer den Kaiserschnitt. Also, wer es noch vor sich hat: nicht lesen...

Also...die Schwangerschaft an sich war super, die üblichen Zipperlein, nix wildes... etwa 4 Wochen vor Geburtstermin bei einer der Routineuntersuchungen sagt mir mein FA..."hmmm, irgendwie fallen deine Thrombozyten (Blutplättchen), und Proteine sind auch im Urin, wenn jetzt noch Bauchschmerzen oder hoher Blutdruck dazukommen hast du ein 1A HELLP-Syndrom. Aber bist ja vom Fach...meld dich wenn was is..."
3 Tage später morgens Finger und Füsse plötzlich so geschwollen, das ich nicht mal die Zahnbürste halten konnte, dazu Blutdruck über 150...ups, also Einweisung und ab ins Krankenhaus. Die haben erstmal geguckt und gegrübelt und untersucht und dann gemeint, sie würden mich zwar dabehalten, aber ansonsten erstmal beoachtet. Da mein Mann zu dem Zeitpunkt selbstständig war, hab ich den erstemal nach Hause geschickt. Kaum war der weg kam die Oberärztin mit nem Zettel " bitte unterschreiben sie hier, wir machen dann jetzt nen Notkaiserschnitt"
Ich so  :o  wie jetzt, Menne zurückgepfiffen, Nachthemd an und bereit gemacht zum Mama werden...Im letzten Moment aber nochmal alles abgeblasen, meine Leberwerte waren wohl doch noch in Ordnung...Blutdruck grenzwertig und Herztöne gut...also keine Panik...
Naja, um das alles abzukürzen- 10 Tage Krankenhaus, Kortison, Blutuntersuchungen US und so weiter und so weiter...dann durfte ich wieder nach Hause, alle 2 Tage zur Kontrolle der Blutwerte und bei der ersten Kontrolle haben sie mich gleich wieder dabehalten. Nach weiteren 2 Tagen Ratlosigkeit meinte der Chefarzt dann "hm, ist uns alles ein Rätsel, in welche Uniklinik wollen sie denn?"
Ich mal wieder  :o :o
Na gut, dann also Uni. Hab aber auf die Fahrt im Krankenwagen verzichtet, mein Menne hat mich gefahren, unterwegs im Krankenhaushemdchen, hochschwnager und mit ner Nadel rechts und links im Arm erstmal ne Currywurst reingepfiffen. Hab gedacht, wenn die in der Uni gleich nen Kaiserschnitt machen, dann will ich wenigstens nicht verhungern. Als Narkosearzt wusste ich natürlich ,dass das nicht die feine Art ist, mit vollem Magen in den OP.
Kam aber eh anders...die Uniklinik-Kollegen waren zwar nett aber reichlich unbesorgt und haben mich aufgenommen zur Beobachtung. Wieder ein paar Tage vertrödelt ohne irgeneine Entscheidung in irgendeine Richtung. Weihnachten rückte näher und ich wollte entweder mein Kind oder nach Hause   :-X
Naja, an dem Morgen als meine Blutwerte wenigstens halbwegs akzeptabel waren war das CTG nicht so gut und nach langem hin und her und einem trotzigen "ich geh jetzt nach Hause" S:D haben die Kollegen beschlossen, ne Einleitung wäre das richtige... :P

Na gut, Pillen geschluckt, ne paar schöne Wehen gekriegt, aber völlig unfruchtbar. Noch ne Pille, mehr Wehen, kein Fortschritt. Dann wurd es dunkel, man wollte mir ne Pause gönnen und morgen weitermachen, also ab ins Bettchen.

Dann mitten in der Nacht schöne Wehe. Dachte noch, die Uhr in meinem Zimmer wär kaputt, weil, da fehlt doch ein Zeiger, aber nö, war genau Mitternacht  ;D
Bis um 2 hab ich es noch im Bettchen ausgehalten, dann bin ich in den Kreissaal, immer bewußt, das mein Menne ne Stunde weit weg war und Glatteis herrschte.
CTG war okay, schöne Wehen, Muttermund zu.
Bin dann im Stundentakt spazieren gegangen, dann CTG, spazieren, CTG...schöne Wehen, aber weiter fruchtlos... ???
Dann gegen 8 wieder CTG. War witzig, denn die hatten in der Uni so ein CTG Zimmer, da traf man sich morgens mit dicker Kugel, da waren etwa 10 CTGs alle im gleichen Raum, entsprechend etwa 10 hochschwangere, alle quakquakquak...ich saß in einem Stranliegestuhl, so tief das ich nicht mehr rauskam und atmete lautstark vor mich hin. Hab mir schon einige Blicke eingefangen. Dann ne schöne Wehe, die leider nicht mehr aufhörte...Dauerwehe, auch Wehensturm genannt. Nicht schön ::) s-nein
Mein Atmen wurde lauter, die Gespräche leiser,m ich so "ööööhhhks....hülfe?" hab mich irgendwie aus dem Stuhl hochgewuchtet und es grad noch einen Schritt nach vorne geschafft und schön ins Waschbecken gekot z t. Aber so richtig schön   s-kringellach
Dauerwehe immernoch nicht weg, nicht schön s-motz
Eine der anderen Schwangeren hatte wohl Mitleid und hat ne Hebamme gerufen, die haben mich dann zu zweit in einen der Kreissääle geschleppt und mir irgendwas gespritzt, nehme an Magnesium, also irgeneinen Wehenhemmer, Dauerwehe vorbei...dem Himmel sei Dank  s-klatschen
Dannach gings mir definitiv besser. Hab erstemal meinen Mann bestellt, der musste ja noch ne Stunde fahren, hats aber in 45 Minutrten geschafft :o
Dann durfte ich sogar frühstücken...hat mich zwar gewundert, aber nicht abgehalten
s-spucken

Naja, was dann? Hmm, dann ging der Vormnittag so ins Land...Wehen waren schön aber MM immer noch zu, vielleicht mal 1 cm zwischendurch. Dann bin ich erstmal in die Wanne  s-badewanne. War schön, entspannend, brachte die Wehen gleichzeitig auf Touren. Die Hebamme hat mir dann angeboten, wenn ich wollte, könnten wir ja die Geburtswanne aufheizen und da den Knirps kriegen. Fand ich ne gute Idee...

Naja, so gegen Mittag war das Frühstück dann wieder da  s-rofl , dann mal wieder CTG dran. Das war dann irgendwie nicht mehr so gut. Dem Schnucki gefielen die Wehen nicht so.  s-motz
Der Doktore meinte dann, er würde meinem Kind mal ne Kopfsonde legen. Zu dem Zeitpunkt hätte mir eigentlich klar werden müssen, das da was nicht stimmt. Aber ich war ziemlich unausgeschlafen und hab mich ziemlich nur auf mich konzentriert und die Schwangerschaftsdemenz und so...auf jeden Fall hab ich gelächelt und genickt und gesagt "Klar, was auch immer sein muss" s-anbeten
Naja, über die nächsten 2 Stunden war das CTG nicht besser, sondern eher schlechter, wegen der Kopfsonne hatte sich das mit der Wannengeburt auch erledigt. Bein Schichtwechsel kriegte ich eine ganz tolle, nette, junge Hebamme, die ihre zweite Geburt alleine machte. Weil ich nicht so lherbuchmäßig war ist die nette Oberhebamme, die mich morgensbetreut hatte allerdings noch gebllieben und hat in den folgenden Stunden mit Razt und Tat zur Seite gestanden.
Gegen 15 Uhr immer noch MM 1cm, Wehen jede Minute, ich hatte keine Lust mehr und war ziemlich erledigt, CTG nicht gut. Hörte, wie sich zwei Ärzte mal kurzfristig über nen Kaiserschnitt unterhalten haben, aber da meine Blutwerte für die Thrombozyten immernoch eher niedrig waren, wollten die nicht so richtig... und ich auch nicht! Obwohl, gefragt haben sie mich nicht.
Naja, irgendwer hat dann vorgeschlagen, ich sollte doch mal ne PDA nehmen, damit der Muttermund sich öffnet und ich mal ne Pause krieg. Joo, hab ich gesagt, immer ran. Da meine Blutplättchen so schlecht waren kriegte ich nen erfahrenen Anästhesisten, der sich erst geziert aber dann doch getraut hat. Allerdings hab ich keine klassische PDA mit kleinem Katheter und kontinuierlicher Schmerzmittelgabe gekriegt, sondern einen "single-shot" also eine Einmaldosis. DIe wollten den Katheter nicht riskieren wegen meiner Blutwerte. Wirkung war sofort da und SUPER  s-geileshow Das war wie s-urlaub




kiwimom

Echt zu empfehlen. Und weh getan hats auch nicht. Meine zitternede junge Hebamme hat dann die Fruchtblase irgendwann gesprengt und Wehentropf und so weiter, weiss nicht mehr in welcher Reihenfolge..., auf jeden Fall totale Entspannung bei mir, und innerhalb von 90 Minuten Muttermund von 1 auf 10cm  8). Leider das CTG immer noch nicht so prickelnd.
Dann kamen die Wehen bzw das Gefühl dafür langsam wieder, die PDA liess nach und war pünktlich zu den Presswehen komplett verschwunden. Leider  :-\,
Naja, endlich der langersehnte Moment "DAnn pressen sie mal"
Ich so    s-daumendruck und los. Mit einem mal wird die Hebi ganz blass, meine Menne starrt aufs CTG-Herztöne im Keller. Um die 50/min viiiel zu langsam. Alle ganz aufgeregt "nicht pressen, nicht pressen"  :o, dann mit einem Mal 2 Ärzte und zwei Hebammen im Raum. Mein Mann hat meine Hand gedrückt.
Einer der Männer lehnte sich auf meinen Bauch, der andere hat "unten" gefummelt. Und dann hiess es pressen. Da der Arzt aber auf meinem Bauch lehnte ging das so gar nicht und tat ziemlich weh. Hab mir dann lautstark Luft gemacht (bzw wohl geschrien) Bin mir nicht sicher ob es wirklich passiert ist oder ich das dazugedichtet habe, aber meine mich zu erinnern, das jemand sagte " Halt sie Klappe und press"  s-motz
Ich selber konnte leider nicht mehr viel machen ausser schreien und atmen, hat aber nicht lang gedauert, dann war der Kleine Mann da.
Und das war wohl der schlimmste Moment des ganzen.
Denn der Moment der unendlichen Erleichterung, seelisch, körperlich und alles wurde sofort abgelöst von Panik. Mattis war leblos, grau, bewegte sich gar nicht. Mein Mann drückte meine Hand fester.
Noch zwischen meinen Beinen haben die beiden Ärzte dann den kleinen Kerl wiederbelebt, so richtig mit Herzdruckmassage und Beatmung, notfallmäßiger Abnabelung und so weiter...weiss nicht wie lange es gedauert hat, kam mir aber ewig vor. Und als Mediziner denkt man sofort an Sachen wie "Sauerstoff - Gehirn - Zeit" und die Folgeschäden. Unglaubliche Minuten  :-[ ich war sprachlos...
Gerade als der Arzt sagte, er würde den kleinen Kerl mal eben mit nach nebenan nehmen in den Reanimationsraum kam plötzlich Bewegung in das Kerlchen. Husten, Atmen, dann Bewegung und dann ein erlösender Schrei- endlich  s-klatschen. Manno ENDLICH!!!
Hat mir nen ganz schönen Schrecken eingejagt, der kleine Kerl. Sein Papa war noch über ein Jahr besorgt, ob er wohl einen Schaden abgekriegt hat, ich war aber sofort überzeugt, das alles gut war. Dann hat er auch ein paar Minuten auf meiner Brust gelegen, Gott war das schön. Aber da die Plazenta nicht kommen wollte, ist er dann zu Papa rübergerutscht und bei mir wurde nochmal kräftig gedrückt. Als die grad schon einen OP für mich buchen wollten, kam das olle Ding dann doch noch.
Durch die ganze Drückerei musste ich dann noch etwas genäht werden. Ich hatte in der Schwangerschaft immer so einen Schiss davor zu reissen, aber gemerkt hab ich davon nix und auch das Nähen war halb so wild und verheilt ist auch alles gut. Dann endlich Baby zu mir!!!! und kuscheln...man, war das schön. Und Mattis war so in Ordnung, das er nicht mal zur Beobachtung irgendwo hin musste.  Er war perfekt. Und ist es bis heute...
Alles in allem war ich froh, in einer Uni zu sein, denn das Personal war super, schnell und freundlich und haben unserem kind das Leben gerettet.
Ach, der hatte sich übrigends an der viel zu kurzen Nabelschnur aufgehängt...daher wurden die Herztöne immer schlechter, je tiefer er ins Becken rutschte. Kaiserschnitt wär wohl besser gewesen... s-dagegen, aber ich bin froh, das es so geklappt hat, auch wenn es anstrengend, am Ende unschön schmerzhaft und mit einer kurzen Panik verbunden war.
Aber die Geburt war trotz der Umstände und dem ganzen hin und her und den Komplikationen die tollste Erfahrung, die ich je gemacht habe und ich freu mich auf das nächste Mal. Ehrlich.
Vielleicht ist es mir dann auch vergönnt, das ich zu Hause wehen darf, mich nicht entscheiden kann ob ich in die Klinik fahre oder nicht und ich , und am liebsten hätte ich einen Blasensprung...das ist das einzige, was ich vermisst habe, bei Mattis Geburt, diese Zweifel " geht es los oder nicht " und "Schatz, die Fruchtblase ist geplatzt".

Ich hoffe ich hab keinem Angst gemacht! Es war eine tolle Geburt, auch wenn sie nicht so problemlos war, wie ich es gern gehabt hätte... die Blutwerte waren übrigens 2 Tage später wieder normal...irgeneine Autoimmungeschichte...hatte im Endeffekt nix mit den Geburtskomplikationen zu tun...

Mattis
18.12.2007
17:12 Uhr
3390g
52cm
36 cm KU
und perfekt
s-so




Moni28

Hallo,

da habt ihr ja viel durch. Aber ich würde es auch wieder tun. Ist ja alles gut gegangen und wenn die Würmchen da sind sind die Strapazen eh vergessen.

Die Geburt war meines Sohnes hat zwar lange gedauert von Fruchtblasensprung nachts um 1 Uhr zuhause bis zur Geburt abends 21.53 Uhr im KH aber dank PDA zum richtigen Zeitpunkt wars dann danach ein Spaziergang und mir gings hinterher supi. 

VLG Moni





yarina

Wow Kiwi, bei all dem Stress und den schlechten vorraussetzungen hast du das echt klasse durchgestanden und auch sooo positiv geschrieben.

schön dass alles gut geworden ist und Mattis euer Leben bereichern darf :-*

kiwimom

Dechsi...danke.
Hab das ganze eigentlich auch in positiver Erinnerung. Mattis war ein absolut geplantes Wunschkind und ich wusste, das alles gut gehen wuerde. Die Vorraussetzungen waren nicht so prickeln, muss aber gestehen, das mich der vorherige Krankenhausaufenthalt nicht wirklich gestoert hat. Ich dachte, jeder Tag bringt mich naeher an mein Kind und wenn ich dafuer im KH seni muss, dann ist das so. Ausserdem hab ich lange gar nicht mitbekommen, dass estwas nicht stimmte. Obwohl ich vom Fach bin, hab ich die abgesagte Wassergeburt und die Kopfsonde gar nicht als Anzeichen fuer Probleme wahrgenommen. Haette ich eigentlich, aber ich war so mit mir selbst beschaeftigt und mit den Wehen, und ich glaub mit dem Wehenhemmer haben die mir auch irgendein Schmerzmittel gespritzt, ich hab ueber Komplikationen gar nicht nachgedacht. Habs irgendwie total verpeilt und erst hinterher ist mir so richtig bewusst geworden, dass das auch alles haette schief gehen koennen. Erst als die beiden Aerzte ihn in Panik irgendwie rausgedrueckt und gezogen haben und er voellig leblos vor mir lag war mir so richtig bewusst, und das schlagartig, das da was nicht in Ordnung war. Aber mit dem ersten Schrei war ich mir dann wieder sicher , alles wird gut.
Ich hab vor einer zweiten Schwangerschaft keine Angst, aber ich weiss wohl das ich bei den kleinsten Anzeichen von aehnlichen Problemen einen Sicherheitskaiserschnitt moechte. Ich moechte keinerlei Risiko fuer mein Kind eingehen, denn so ein Glueck wie damals haben wir womoeglich nicht noch mal...