Leider kann ich mich an die nächsten 2 Stunden nur an Bruchteile erinnern. Ich war viel zu fertig… Die Wehen waren zu stark. Ich presste und presste. Und irgendwie schien es nicht voran zu gehen. Ich wurde von der Ärztin und der Hebamme aufgefordert in eine andere Position zu gehen. Hocken… Ich hatte das Gefühl mich überhaupt nicht mehr bewegen zu können. Ich hörte mich nur immer wieder sagen: Das geht nicht, ich kann nicht… Und die beiden Damen immer nur: Doch du kannst das, das geht! Im Nachhinein bin ich dankbar, dass die beiden so „böse“ waren! Aber auch die Hocke brachte nicht das gewünschte Ergebnis. Ich war einfach zu schwach. Mittlerweile lag ich schon ungefähr 2 Stunden in den Presswehen und wollte nur noch, dass die Schmerzen weg sind und schlafen!
Mein Mann war die ganze Zeit bei mir und hat mir etwas zu Trinken gegeben, mich gestreichelt und immer wieder gesagt, dass ich es schaffe. Nur irgendwann glaubt man selbst nicht mehr daran. Ich weiß noch genau, wie ich den Gedanken hatte: Ich will jetzt einen Kaiserschnitt. Holt die Maus aus mir raus, ich will, dass diese Schmerzen endlich aufhören… Auf einmal sah ich tatsächlich einen Tropf neben mir an den ich „angeschlossen“ wurde. Und ich dachte noch: Schmerzmittel, endlich! Von wegen. Da bekam ich doch tatsächlich noch ein Wehen steigerndes Mittel!
Die Wehen waren zwar stark aber die Abstände ein wenig zu groß, so dass die Kleine immer wieder hoch rutschte… Meine Erschöpfung machte das ganze auch nicht besser. Mein Mann sagte mir später, dass schon die Saugglocke im Gespräch war… Aber dann hatten die beiden noch eine andere „Idee“: Die Hebamme setzte sich neben mich auf das Bett und bei jeder Wehe drückte sie mir mit ihrem ganzen Gewicht auf den Bauch und versuchte die Maus nach unten zu schieben. War die wahnsinnig?! Dazu kam dann noch die Anfeuerung der Ärztin: Pressen, pressen!
Dann wechselten die beiden. Ich weiß nicht mehr, wie oft mir auf dem Bauch rumgedrückt wurde, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit…
Aber ich merkte auch: Irgendetwas schien sich zu tun! Plötzlich sagte die Hebamme jetzt schau mal. Und was sah ich? Haare! Dunkle Haare! Gut, es kann jetzt nicht mehr lange dauern. Bei der nächsten Wehe noch mal richtig feste pressen. Und ich merkte wirklich wie sich der Kopf durch mich durch quetschte. Ich denke, das ist ein Gefühl, dass man überhaupt nicht beschreiben kann. Vielleicht will man es aber auch nicht! Der Kopf schien dann endlich da zu sein, denn die Hebamme sagte mir, dass ich nur noch einmal richtig kräftig pressen sollte. Gleich wäre es geschafft! Ja? Wirklich? Konnte ich mir gar nicht vorstellen… Also gab ich noch mal alles. Und tatsächlich: Ich spürte wie der kleine Körper aus mir heraus kam. Und plötzlich war der ganze Druck und der Schmerz mit einem mal verschwunden. Ein wunderschönes Gefühl.
Und das nächste wunderschöne Gefühl folgte, als ich Mia das erste mal sah! Sie schrie und es war so unbeschreiblich schön. Leider war ihre Nabelschnur zu kurz, so dass diese erst durchgeschnitten werden musste, bevor ich die Maus auf die Brust bekam. Mein Mann wurde aufgefordert das zu übernehmen! Ich finde es schön, dass er die Nabelschnur durchtrennt hat. Es hat etwas symbolisches. Und dann kam der Moment, der alle Schmerzen entschädigte: Mia wurde mir auf die Brust gelegt. Ich hatte Tränen in den Augen, schaute meinen Mann an und auch er war am Weinen. Sie schrie so und war so warm und nass. Es war wunderschön!
Wir lagen eine Zeit so bis die Maus von der Hebamme sauber gemacht und gewickelt wurde. Mein Mann war die ganze Zeit dabei. Ich beobachtete alles. Es wurden 2 Fotos und ein Fußabdruck gemacht. Die Nachgeburt war dann auch nur noch ein Klacks! Danach wurde ich genäht. Zum Glück war das ganz gut auszuhalten. Aber es zog sich. Die Ärztin nähte ca. eine dreiviertel Stunde. Ich hatte einen äußeren und inneren Dammriss sowie einen beidseitigen Scheidenriss. Ja, Mia war groß und schwer! Und endlich bekam ich meine Maus zurück. Noch im Kreißsaal wurde sie mir an die Brust gelegt. Und das funktionierte sogar ganz gut. Ein seltsames aber schönes Gefühl!
Leider war ich durch diese heftige Geburt nicht nur gerissen, sondern auch meine Nerven waren „beleidigt“, wie es die Ärztin später nannte. Ich konnte in den nächsten Tagen meinen Stuhl nicht mehr halten, hatte überhaupt kein Gefühl mehr im Schließmuskel. Ich fiel aus allen Wolken und war fertig mit der Welt, obwohl mir gesagt wurde, dass sich das wieder gibt.
Heute bin ich stolz auf mich eine spontane Geburt ohne PDA oder Schmerzmittel gemeistert zu haben. Aber es herrscht immer noch der Gedanke vor, dass Mia Einzelkind bleibt!

Auch die Nähte sind gut verheilt und alle Nerven haben sich wieder beruhigt und alles ist wie vorher.
Wenn ich an Mias Geburt denke besteht diese für mich aus dem Platzen der Fruchtblase und als sie schließlich auf meiner Brust lag. An alles, was dazwischen war, versuche ich nicht zu denken… Die Schmerzen waren einfach zu stark.
Es war eine schnelle (von den regelmäßigen Wehen bis zur Geburt waren es 3 Stunden!) jedoch heftige Geburt, für die die Kleine mich heute aber jeden Tag auf wundervolle Art und Weise entschädigt!
Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne....
Mia Philine, geboren am 17.03.2011, um 0.36 Uhr mit 55 cm und 3900 g.
Vom 22.04.11:
