Hypnobirthing-Baby Wendelin

Begonnen von Bettdeckendieb, 10. Februar 2013, 18:01:35

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Bettdeckendieb

Ich bin ein Schisser und ein Weichei. Als Teenager hatte ich regelmäßig Mens-Schmerzen, die mich vor Schmerz krümmend im Bett liegen ließen.

Als ich mit dem Großen schwanger wurde, war da sofort die Angst vor der Geburt und den Schmerzen, die ich dann haben würde - eine selbsterfüllende Prophezeiung.
Die Geburt war alles andere als schön; sie wurde deutlich nach Termin wegen schlechter Herztöne eingeleitet und war stressig, hektisch, schmerzerfüllt (bis zur PDA, ab da an ging's).

Wir wollten aber immer zwei Kinder haben und als ich dann schwanger wurde, kreiste das Schreckgespenst erneut ... allein der Gedanke an die Geburt ließ mich verzweifeln.

Ich hatte also die Wahl: entweder irgendwie die Geburt hinter mich bringen, mit vielleicht früherer PDA und einer ähnlichen Stress-Situation. Oder ich würde etwas gegen die Angst tun müssen, denn dass die nicht förderlich ist für eine Geburt war mir klar ;)

Also habe ich zur Vorbereitung "Hypnobirthing" gelesen und beschloss, dass ich das definitiv ausprobieren würde, zumindest teilweise. Die Atemtechniken übte ich - die Visualisierungen ließ ich weg, ich bin da einfach zu rational dafür, glaube ich.

Dann nahte der errechnete Termin und dann war er auch schon wieder vorbei. Nervosität machte sich breit und die Angst vor einer erneuten Einleitung. Wehen hatte ich so gut wie gar keine oder höchstens mal ein bis zwei pro Tag.

Bei ET+4 tat sich dann endlich etwas. Schon Nachmittags war ich überrascht, dass ich doch relativ viele Wehen spürte - also etwa eine pro Stunde ;D
Dann ging gegen Abend der Schleimpfropf ab. Ich freute mich, für spätestens Montag war die Einleitung geplant, weil das Kind schon bei 36+3 auf 3800 g geschätzt wurde, am ET dann auf etwa 4,1-4,2 kg ...

Wir futterten Pizza, meine kam dann prompt eine halbe Stunde später wieder heraus. Gegen 20 Uhr begannen die Wehen dann tatsächlich regelmäßig zu kommen, von jetzt auf gleich in 4-Minuten-Abständen. Wir beschlossen, den Film noch fertig zu schauen und dann gegen 20:30 Uhr langsam loszufahren. Es schneite und die Fahrt ins Wunschkrankenhaus dauerte eine gute halbe Stunde. Dort war relativ viel los.
Ich wurde ans CTG angeschlossen, meine Wehen kamen weiterhin regelmäßig, aber wie schon beim Großen waren die Wehen auf dem CTG nicht sichtbar. Schmerzhaft waren die Wehen übrigens dank Hypnobirthing-Atemübungen nicht, die Hebamme war auch entsprechend skeptisch, als sie dann beschloss, vielleicht mal zu schauen, ob sich da was tat ... ein CTG ohne aufgezeichnete Wehen und eine ruhig atmende Frau sind offensichtlich nicht die Regel. Umso erstaunter war sie (und ich), dass ich dann kurz vor 22 Uhr auf etwa 6 bis 7 cm war.

So langsam ahnte ich, dass es wohl weiter sehr schnell gehen würde und dass wir keineswegs ohne Kind noch mal nach Hause geschickt werden würden.
Wir zogen um in den Kreißsaal, den letzten freien.

Die Wehen veränderten sich, wurden gemeiner. Mir war klar, dass das jetzt diese Zwischenphase zwischen reiner Öffnung und Presswehen waren, was irgendwie nicht schlecht war, weil ich das besser einordnen konnte. Trotzdem hatte ich langsam Mühe, mich zu konzentrieren. Wirklich lange gedauert hat diese Phase wohl nicht, aber so im Nachhinein betrachtet kommt es mir fast wie eine kleine Ewigkeit.
Irgendwann war dann das Gefühl da, mitpressen zu müssen. Die Hebi gab ihr Okay, ich schob mit - pressen ist eigentlich laut Hypnobirthing nicht erwünscht, aber das war mir in dem Moment egal. Die Wehen waren auch hier nicht der schmerzhafte Part, aber das Brennen des Köpfchens als es tiefer rutschte war einfach nur gemein. Ich fluchte und schimpfte und jammerte also vor mich hin bis dann endlich das Köpfchen da war und eine Presswehe später dann auch der Rest.

Kurze Hektik: das Baby war blau, hatte die Nabelschnur um den Hals. Die wurde abgewickelt, kurz abgenabelt, dann war der Krümel weg weil er abgesaugt werden musste. Kurz darauf kamen dann noch zwei Kinderärzte in den Kreißsaal, aber schnell wurde klar, dass nichts dramatisches passieren würde und das Kind einfach nur durch die wirklich schnelle Geburt ein bisschen aus der Bahn geworfen wurde.

Und da war er dann, unser "Kleiner".

Wendelin
8.02.2013
22:58 Uhr (genau 3 Stunden nachdem die Wehen regelmäßig wurden)

50 cm
4030 g
KU 37 cm


Fazit meinerseits: Das Hypnobirthing-Buch war sein Geld definitiv wert. Die Atem- und Konzentrationstechniken sind einfach und gut zu lernen - ob man den Teil mit den Visualisierungen für sich machen möchte, kann ja jeder selbst entscheiden. ;)
Während ich gelesen habe (man soll sich unter anderem "wünschen" wie lang die Geburt werden soll) war ich manchmal etwas am lächeln und sagte mir immer: okay, du wirst dann also dieses Mal unter 4 Stunden brauchen - dass es wirklich so kommen könnte, ich hätte ja nie dran geglaubt ;D
Gerissen bin ich übrigens auch nicht, habe nur eine leichte Schürfung von der ich jetzt, 2 Tage danach, nichts mehr merke.
Die Wehen waren tatsächlich nicht der schmerzhafte Teil. Vielleicht können Menschen, die mehr mit Selbsthypnose anfangen können als ich (ich bin ein Kopfmensch, meine Welt sind Mathematik und Logik) auch sowas wie den Dehnungsschmerz wegbekommen!

Außerdem habe ich es geschafft ambulant zu entbinden und die Ruhe zuhause im Vergleich zum letzten Mal ist echt himmlisch.

Ich hatte also die Traumgeburt, die ich mir von Herzen gewünscht habe. Und auch wenn kein drittes Kind geplant ist - sollte aus irgendwelchen Verhütungspannen irgendwann ein drittes resultieren, dann definitiv wieder mit Hypnobirthing!

Sollte sich hier irgendjemand für Hypnobirthing interessieren und Fragen haben, dann her damit! ;D


Bettdeckendieb



Wonderwoman

Ah, toll, endlich mal jemand, der hier sowas schreibt!
Zu allererst mal die herzlichsten Glückwünsche zu eurem Wendelin. Stramme Maße hat er ja! Umso schöner, was du schreibst. Ich bereite mich auch gerade darauf vor und freue mich schon sehr! Schade nur, dass er direkt danach noch ein bisschen durch den Wind war, gleich kuscheln wär sicher die Krönung gewesen.

Alles Liebe zu eurem Sonnenschein und eine schöne Kuschelzeit für euch als Familie!
s-so s-so s-so




Hasenmutti

Erst mal ein dickes HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH !!!

Ich interessiere mich sehr für Hypnobirthing und freu mich total über deinen Bericht! Mich würde interessieren welches Buch du gelesen hast, da gibt es ja doch einige auf dem Markt...und wann du damit begonnen hast?

Liebe Grüße und eine wunderschöne Kuschelzeit  :-*

Lule

 :D Herzlichen Glückwunsch zum Prachtsohn Nr. 2  :D
Stolze Maße bringt er mit, ei ei ei...
Umso toller finde ich, wie klar und positiv du von der Hypno Geburt berichtest!
Ich habe auch fest vor, das so zu machen.

Studiere zur Zeit Entspannungspädagogik und mache viel Autogenes Training und Progressive Muskelrelaxation.
Dies möchte ich unbedingt nutzen und dazu habe ich mir noch das Buch über Hypno Birthing gekauft, das hoffentlich heute geliefert wird!!

An alle Interessierten, ich würde mich sehr über einen Austausch mit euch freuen!!

Beste Grüß und noch einmal herzlichen Glückwunsch!!
Lule


Bettdeckendieb

Es freut mich, dass mein Bericht auf so positive Resonanz stößt :)

@wonderwoman: ich wünsche dir viel Erfolg für deinen ganz persönlichen Weg! Es lohnt sich! :)

@Hasenmutti: ich habe das Buch "HypnoBirthing" von Marie F. Mongan (mit Audio CD) zuhause. Die ISBN dazu ist: 3938396202
Angefangen habe ich verhältnismäßig früh - ich glaube im vierten Monat. Ich war mir am Anfang eben auch nicht sicher, ob das tatsächlich was für mich sein könnte und wollte deshalb möglichst schnell sehen, ob ich mir das vorstellen konnte oder ob es für mich ein absolut abgehobener Hokuspokus sein würde, der sich niemals verwirklichen lassen würde.
Aber ich war dann doch positiv überrascht, der Teil mit den Entspannungsübungen, Atemtechniken und Affirmationen war für mich überraschend rational :)

@Lule: ui, wusste gar nicht, dass man Entspannungspädagogik auch studieren kann! Mit deinem Hintergrund bietet sich das Thema ja geradezu ideal an!


Lule

Das Buch wurde grade geliefert  :D
Ich höre schon die CD und merke, wie ich sofort entspannt bin.
Denn immer wenn ich die Übungen mache, turnt und wurschtelt die Bauchmaus wie Bolle  ;)


Hasenmutti

BDD vielen Dank, hab das Buch heute gleich bestellt  ;)
Ich hab mir schon so viele Videos übers Hypnobirthing angeschaut und war regelmäßig begeistert  :D dein Bericht hat mich darin auch noch mal bestärkt, mein Mann ist auch begeistert, jetzt heißt es warten auf den Briefträger  ;D

Nochmal alles Gute zu euren Sohn  :-*

Cookie80

Auch von herzlichen Glückwusch!!!  Und ein ganz toller Bericht, der mir Hoffnung macht.
Ich habe zwar erst im Juli Termin, aber da meine 1. Entbindung mit Kaiserschnitt endete, möchte ich alle Möglichkeiten einen Spontangeburt ( am besten ohne Medis) auch diesmal versuchen. Muss dazu sagen, die 1.te Geburt musste wegen Hypertonie eingeleitet werden. War auch alles in Ordnung, bis in der Wanne fast kollabiert bin und mein Sohn sich nicht mehr richtig ins Becken drehen wollte und dann die Herztöne runter gingen. Alles in 15 Std.
Werde mich auch das Buch besorgen, denn entspannt war ich bei der 1ten Geburt sicher nicht, da auch viele störende Faktoren aus dem Familienkreis da waren.








Tinajojo

Dein Bericht ließt sich wirklich toll, solch eine Geburt kann man sich wirklich wünschen.

Hab das Buch (jetzt  ::) ) auch hier liegen und schaue mal, ob ich mir noch ein bisschen was aneignen kann bevor es los geht...
Werde berichten  :)
  





Napolitana

Hi BDD!

Toller Bericht, sehr interessantes Thema  :D
Auch hier nochmal herzlichen Glückwunsch!!!
Gerade dass von Dir so eine Empfehlung kommt, finde ich sehr spannend, denn ich habe Dich bisher auch als unglaublich rational und logisch eingeschätzt. Vielleicht werde ich das auch ausprobieren  ;)
Alles Gute weiterhin!!

Beste Grüße
Napo  8)
Am Ende wird alles gut.
Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht zu Ende!




Golden Candy

Klingt wirklich interessant. Werde mich zu gegebener Zeit genauer darüber informieren