Louis traumhafter Start ins Leben - eine Hausgeburt im Pool

Begonnen von Sonnenschein79, 10. Mai 2013, 15:03:58

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Sonnenschein79

Ich bin schon immer ziemlich schlecht gewesen im Aufsätze schreiben und weiß auch schon gar nicht, wie ich anfangen soll.....aber ich möchte unbedingt hier mal eine riesengroße Lanze brechen für die selbstbestimmte Geburt und auch Schwangerschaft. Wenn ich hiermit auch nur eine einzige Mutter in Spe dazu bringen kann, wieder mehr ihrem Körper zu lauschen als den Worte der Ärzte und auf der heimischen Couch mit geschlossenen Augen Kontakt zu ihrem Ungeborenen aufzunehmen anstelle via Ultraschall, dann hat sich die Mühe wohl mehr als gelohnt  :)

Meine Schwangerschaft mit Louis war von Anfang bis Ende völlig unkompliziert.
Ich hatte schon ganz lange vor Termin eine ganz genaue Vision, wie meine Geburt verlaufen soll. Ich sah mich vor unserem großen Terrassenfenster in einem Geburtspool - draußen war es finster und auf der Fensterbank brannten unzählige Kerzen. Das Bild war, nachdem ich von der Existenz dieser Geburtspools erfahren habe, einfach in meinem Kopf vorhanden und ließ sich nicht mehr wegdrücken. Ja, ich weiß, ziemlich romantisch  ;D
Und so habe ich alles daran gesetzt, diese Vision umsetzen zu können. Die Schwangerschaft wurde von einer freien Hebamme betreut, die bereit war, diese Geburtsform mit uns durchzuführen sofern die Umstände stimmen.  Den Pool haben wir gemietet, die Kerzen gekauft....alles soweit parat bei ca. 37+0. Das war der Zeitpunkt, vor dem ich noch etwas gezittert habe...vorher hätte ich nicht zu Hause entbinden dürfen...aber es hat geklappt und ich war happy. Das war dann aber auch der Zeitpunkt, wo es anfing ziemlich unbequem zu werden mit meiner SS. Die Zipperlein nahmen exponentiell mit jedem Tag zu und meine Geduld so langsam ab. Es durfte wegen mir losgehen....ich war mehr als bereit.

37 + 4
Die Hebamme hat mich untersucht und festgestellt, dass Louis Köpfchen schon ganz ganz tief im Becken liegt und der Mumu ganz weich ist. Ihre Prognose war, dass es noch irgendetwas zwischen einem Tag und einer Woche dauern würde. Das war nun Anfang Januar. Mein Mann hatte zwischen Weihnachten und Neujahr frei gehabt und war nun also schon einige Zeit zu Hause. Es war Freitag, und er hatte die leise Hoffnung (oder auch etwas lauter!), Montag schon nicht mehr arbeiten zu müssen. Ab der Geburt hatte er nämlich 4 Wochen Urlaub reserviert. Unsere Hebamme macht ihm in der Hinsicht Hoffnung. Sie sagte, vielleicht müsse er Montag noch einmal arbeiten gehen...aber häufiger sicher nicht mehr.

Nun denn. Das Wochenende war ruhig bis auf einen kleinen falschen Alarm....ich wehte plötzlich stark. Mein Mann war aber gerade noch mit der Bedienungsanleitung des Pools beschäftigt um ihn aufzubauen...da stellte sich heraus dass ich nur zur Toilette musste.  ;D ;D ;D Er fand das gar nicht lustig, ich schon. Wenigstens hatte er jetzt diese Bedienungsanleitung gelesen! Da bestand die Aussicht, dass es im Ernstfall wenigstens ein bisschen schneller ging! Wir konnten den Pool leider nicht vorsorglich aufbauen, weil wir Angst hatten, unser neugieriger Kater würde drauf springen und Löcher rein machen....und er war ja schließlich nur gemietet. Also blieb uns nichts als ein Spontanaufbau..

Und es wurde Montag und mein Mann musste zur Arbeit. Bei mir tat sich nichts. Und es wurde Dienstag und mein Mann musste zur Arbeit. Es tat sich nichts. Und es wurde Mittwoch und mein Mann musste zur Arbeit. Es tat sich nichts. Und der Arme hatte immer weniger Lust.
Am Dienstagabend hatte ich mir eine geburtsvorbereitende Massage bei einer Heilpraktikerin gegönnt. Das war wirklich wunderschön entspannend. Außerdem machte die Dame mir Hoffnung, die Geburt damit anregen zu können. Sie sagte, im letzten Jahr hätte die Hälfte der Frauen, die sie nach der 38. SW massiert hat, am selben Tag noch entbunden. Nun denn. Wie ihr ja schon wisst, ist am selben Tag genau NICHTS passiert.



Sonnenschein79

Am Mittwoch Abend gegen 20Uhr hat mein Mann dann mit Louis gespielt...er hat mit seinen Fingern in den Bauch gedrückt und seine "Füße gekitzelt"....Louis hat dabei wie wild getreten. Und plötzlich macht es leise "Knack" und es wird feucht an meinen Beinen. Als ich mich hinstellte, tropfte Fruchtwasser auf den Boden. Aber nicht diese erwarteten Niagarafälle, sondern eben nur so ca. 100 ml. Das war dann wohl der Startschuss!
Die Hebamme kam, untersuchte mich und stellte fest, dass die Frubla wohl an einem hohen Punkt gesprungen ist, dass noch genug Fruchtwasser vorhanden ist und dass es durchaus jetzt noch etwas dauern kann, bis Wehen kommen. Wir verabredeten uns für 9 Uhr am nächsten Morgen am Geburtshaus. Nun denn, wenigstens musste mein Mann nicht mehr arbeiten...er war also schonmal glücklich. So haben wir und dann in freudiger Erwartung auf alles Kommende in s Bett gelegt. Mein Mann schlief sofort ein. Ich lag dort keine 10 Minuten, da fingen die Wehen an. Zuerst nur ganz leise, aber doch regelmäßig und unverkennbar. Schlaf war für mich nicht mehr drin.
Also bin ich wieder aufgestanden und nach unten auf die Couch umgezogen, um meinem Mann ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Hier habe ich dann ferngesehen und in aller Ruhe vor mich hingeweht. Zwischendurch konnte ich sogar immer mal wieder ein wenig schlafen. Ich war wie ferngesteuert.....vollkommen in meiner Mitte und die Ruhe selbst. Und irgendwie voll von absolutem Vertrauen, dass alles prima so ist und dass mein Körper genau das Richtige tut. Es fühlte sich an, als würde mein Körper mich an die Hand nehmen und ich schaute staunend und voller Bewunderung zu! Das ist wirklich sehr schwer zu erklären...ich habe nie vorher so strange gefühlt!
Gegen ein Uhr Nachts wurde die Wehen merklich heftiger. Schlafen war jetzt nicht mehr drin. Ich versuchte, meinen Mann zu wecken. Nicht, weil ich dachte, die Geburt steht unmittelbar an, sondern weil ich Sorge hatte, er würde der Sache schon beiwohnen wollen und wäre nachher beleidigt, dass ich ihn nicht geweckt habe. Also ging ich hoch und setzte mich zu ihm mit den Worten "Schatz, du musst Morgen nicht arbeiten!" Er strahlte darauf hin übers ganze Gesicht, sagte "Schööööööön", drehte sich rum und schnarchte laut. Ähhh, ok dachte ich. Dann braucht er wohl noch etwas Schlaf. Also habe ich mich etwas in die Badewanne gelegt. Die Wehen wurden immer doller, waren aber ganz gut auszuhalten. Ich habe mir die Zeit mit singen vertrieben  :D
Gegen drei wurden die Wehen so heftig, dass ich nicht mehr allein sein wollte. Also habe ich eine etwas energischere Weckaktion gestartet..mit Erfolg. Er saß sofort senkrecht im Bett und fing emsig mit den nötigen Vorbereitungen an. Die Hunde mussten zu seinen Eltern gebracht werden (Ich hatte Sorge, sie würden die Hebamme lynchen wenn sie mich schreien hören  ;) ) und der Pool aufgebaut. All das zog sich bis ca. halb sechs hin....und ich wehte weiterhin alleine vor mich hin und wehte und wehte....und es wurde immer schwerer. Raus aus der Wanne, rein in die Wanne, durchs Haus gelaufen, auf den Ball, auf die Couch....Gegen halb sechs rief mein Mann endlich die Hebamme an. Auf ihre Frage hin, ob sie denn sofort kommen oder ihren Kindern zuerst noch die Brote schmieren soll, meinte er, Aaaaach, schmier ruhig erst noch, so laut ist sie noch nicht   :P Er hatte die Info im Kopf, beim ersten Kind denkt man immer, es wäre schon kurz vor der Geburt aber dauert eigentlich noch. Die Hebi stand dann auch noch im Stau...und ich bekam so langsam richtig richtig Not. Ich hatte ein extremes Bedürfnis zu pressen, dem ich kaum noch standhalten konnte. Das veranlasst meinen Mann dann auch endlich dazu, so gaaanz langsam mal Wasser in den Pool laufen zu lassen. Um viertel nach sieben war die Hebamme da. Sie untersuchte mich und sagte: Ok, du bist komplett offen. Kannst bei der nächsten Wehe schon mit schieben. Aber warum hast du denn jetzt alles alleine gemacht und mir nicht schon früher Bescheid gesagt??! Ich beschloss, meinem Mann die Sache mit dem Brote schmieren unbedingt noch mal vorzuwerfen wenn das alles überstanden war. Für den Moment war es aber echt alles egal. Ich wollte endlich pressen.
Also kletterte ich in den Pool und setzte mich hin. Leider war der Wassereinlass Fortschritt noch nicht so ganz vollendet, so dass ich mit dem Po in einem Pfützchen saß und da meine ersten Presswehen hatte. Im Nachhinein könnte ich mich bei dem Bild wegschmeißen  ;D
Aber der Pool füllte sich stetig und ich fühlte mich darin sehr wohl. Irgendwie geschützt. Mein Mann saß hinter mir und massierte meine Schultern, die Hebamme kontrollierte mit dem Doppler die Herztöne unter Wasser und spornte mich wunderbar an. Nach circa einer Stunde wurde die zweite Hebamme dazu gerufen, die auch sehr schnell eintraf. Leider hat an die Kerzen niemand gedacht und ich hatte auch wirklich kein Auge mehr für die Romantik....aber ansonsten war es perfekt. Ich saß da genau wie in meinem Bild! Mein Körper machte immer weiter und weiter und es war alles gut und richtig. Die letzten paar Zentimeter waren dann das erste, was ich in dem ganzen Geburtsprozess als richtig schmerzhaft bezeichnen würde. Also ich meine den "Ring of fire" wenn das Köpfchen kommt. DAS hat weh getan....aber vorher habe ich die Wehen als unglaublich starke und beeindruckende Kraft wahrgenommen, die zwar auf eine Art zeitweise quälend, aber nicht wirklich schmerzhaft ist.
Um 9:05 kam Louis schließlich, genau mit der Sonne des neuen Tages, zur Welt. Das war mit Abstand das schönste, was ich bisher erleben durfte. Und damit meine ich die ganze Nacht. So sehr eins zu sein mit den Kräften der Erde...und zum Schluß noch dieses Wunder in den Arm gelegt zu bekommen...ich habe mich und fühle mich immer noch regelrecht gesegnet  :) :)
Also die Hebamme ihn sanft aus dem Wasser hob und auf meine Brust legte, hat Louis nicht geschrien. Er war ganz ruhig, hat neugierig die Augen geöffnet und mit seiner kleinen Hand nach meinem Kinn gefasst. Er ist ganz langsam und in aller Ruhe angekommen. Es war ein wunderbarer und so friedlicher Moment! Ich werde mein Leben lang zutiefst dankbar dafür sein, so etwas erleben zu dürfen!

Mädels, seid mutig! Bestimmt eure Geburt selber. Habt keine Angst, eure Körper beherrschen seit Urzeiten die Kunst des Gebärens! Ihr seid so viel stärker als ihr glaubt! Setzt nicht auf rationale Sicherheiten sondern auf euer Bauchgefühl. Ihr werdet so unglaublich belohnt dafür!



Wonderwoman

Ach toll, herzlichen Glückwunsch! Ich habe vor vier Wochen ziemlich ähnliche Erfahrungen gemacht  :) Allerdings stand der Pool im Kinderzimmer. Für einen Moment hält wirklich das Universum den Atem an. SChade, dass so viele andere Erfahrungen machen und das aus purer Angst vor Komplikationen (die aber gerade deshalb entstehen). Ich hatte eine schmerzfreie Hypnobirthing Geburt und das war echt die beste Entscheidung aller Zeiten zu Hause in so entspannter Atmosphäre mein Kind zu bekommen.
Dein Kleiner Louis ist wahrscheinlich immernoch entspannt oder?




Drops



*02/08
*02/16

Knoedelchen

 :D Was für ein wunderschöner Bericht!  :D
Behaupte nicht noch einmal das du keinen Aufsatz schreiben kannst  ;) ich war richtig mitgerissen und hab Tränen in den Augen.

Wie schön!
Nach meiner ersten grausamen Erfahrung mit einer Klinikgeburt wo kein Arzt auf mein Gefühl gehört hat und letztendlich fast alles schief ging (2 mal knapp am Not Ks) vorbei.
Habe ich mich diesmal auch für einen anderen Weg entschieden. Weil ich auch denke das der Körper einer Frau besser weiß wie es geht als alle Ärzte der Welt!

Momentan schwanke ich aber noch zwischen Geburtshaus und Hausgeburt.






Die Welt ist Kurios! Komm lass sie uns mit Keksen bewerfen!

Nini

herzlichen glückwunsch :) auch wenns schon ein wenig her ist!

dein bericht ist so toll mit mitreizend geschrieben und ich saß heulend hier, weils einfach schön ist! und dann habe ich meinem mann sogar noch deinen bericht vorgelesen :)



kleine_Heldin