Depressionen- was können Angehörige tun?

Begonnen von WildeHilde, 18. November 2010, 14:56:33

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WildeHilde

Hallo Mädels,

ich hab mal eine Frage: Gibts hier jemanden, dessen Partner Depressionen hatte/ hat? Kann mir jemand sagen, wie man damit umgehen soll/ kann?

LG

Hilde
Manchmal denke ich, dass ich für die Rolle meines Lebens eine komplette Fehlbesetzung bin!
Te quiero!

leelaa

Hmm, das ist eine sehr schwere Frage und auch eine sehr schwierige Situation.

Ich denke das Wichtigste ist, dass man dem anderen zeigt, dass man immer für ihn da ist und demjenigen klarmacht, dass er sich an einen wenden kann, wenn er akut Hilfe braucht und man ihm gerne hilft.

Man sollte aber nicht versuchen alles von dem anderen abzuhalten und dem Partner negative oder kritische Dinge, die man selbst denkt, nicht zu sagen, weil man Angst hat ihn zu verletzen. Das bringt den anderen nicht weiter, macht die Situation nicht besser.

Das sind aber nur Dinge, die ich aus eigener Erfahrung ableiten würde, ich bin aber leider auch kein Fachmann dafür  :-\


Quailegeist

Zuerst mal: mein Partner hat keine Depressionen, aber meine Mutter und meine beste Freundin sind ganz schwer depressiv.

Was man machen kann? Den Kopf einziehen, die Schotten dichtmachen und hoffen, daß der andere 'ne Therapie beginnt und die auch anschlägt.

Das Problem dabei ist, daß man sich immer wieder sagen kann, daß es eine Krankheit ist und man kann voll des Verständnisses sein und so weiter und so fort, aber wenn dann mal so ein richtiger Schub kommt, dann ist man eben als Mensch, der denjenigen liebt, sehr angegriffen und es fällt dann manchmal schwer zu akzeptieren, daß der angerichtete Flurschaden eben der Krankheit entspringt.

Das kann wahnsinnig belasten. Vor allem, weil die Umwelt da auch ihr übriges zutut. Es sind immer alle voll des Verständnisses, aber dann, wenn das Verständnis am dringendsten gebraucht wird, heißt es "Krankheit hin oder her, wie kann man so egoistisch sein" und ähnliches in dem Tenor.
Und man selbst wandelt ja häufig auf dem gleichen Pfad, weil das unheimlich emotional ist und einen sehr angreifen kann.
Der letzte Schub meiner Freundin hat sie mal wieder Freunde gekostet und beinahe hätte unsere Freundschaft auch einen massiven Knacks davongetragen. Davor konnte ich uns bewahren, indem ich gesagt habe, daß ich erstmal eine Woche (also schon eine konkrete Zeitangabe) nichts mehr von ihr hören will, weil ich das grade nicht ertrage, was sie mir antut.
Egoistisch? Ja, aber notwendig.

Bei ihr ist das aber auch seeeeeehr ausgeprägt, also da kenne ich Fälle, die gelten auch als schwer depressiv und sind im Vergleich zu ihr wie Rehlein auf der Blumenwiese.

Ich schätze mal, als Partner hat man das noch hundertmal stärker und extremer auszustehen.

Daher würde ich sagen: Sei da, versichere den Partner deiner Liebe und deines Verständnisses, aber trag nicht alles mit und zieh auch Grenzen. Man darf auch sagen "Stop - bis hierhin und nicht weiter." Auch zu einem Depressiven. Sonst geht man selbst gleich mit krachen.

Ich ziehe vor allen den Hut, die so eine Partnerschaft aufrechterhalten können. Ich könnte das nicht aus diesen Erfahrungen heraus :-[
Bla bla fu**ing bla ;D

Lisa Bee

Zitat von: Sweet Child am 18. November 2010, 20:19:41

Daher würde ich sagen: Sei da, versichere den Partner deiner Liebe und deines Verständnisses, aber trag nicht alles mit und zieh auch Grenzen. Man darf auch sagen "Stop - bis hierhin und nicht weiter." Auch zu einem Depressiven. Sonst geht man selbst gleich mit krachen.


Das kann ich so nur unterschreiben, auch aus Erfahrungen in der eigenen Familie. Es ist schwierig, den richtigen Weg zwischen Unterstützung und Rücksichtnahme, aber auch "Selbstschutz" und Abgrenzung zu finden.

Es ist für den Betroffenen unheimlich wichtig, auf Verständnis zu stoßen und das Gefühl zu haben, auch mit seiner Erkrankung geliebt zu werden. Aber Du kannst ja nicht immer nur geben, Du brauchst auch genauso mal sein Verständnis.

Viele Krankenkassen bieten übrigens Broschüren für Angehörige an. Manche Therapeuten machen auch mal 'ne Sitzung mit Partner, soweit ich weiß, um sowas zu besprechen.



Natalie84

Also meine Schwester hatte vor einiger Zeit auch eine Depression und ich weiß, wie unglaublich schwer es ist, damit umzugehen!

Ich muss allerdings sagen, dass ich der Meinung bin, dass man selbst als ich sag mal "Nihct-Professioneller" kaum was tun kann! Natürlich habe ich versucht in dieser Zeit für meine Schwester da zu sein, aber es war wirklich nicht leicht...einfach auch deshalb, weil sich ihre Ängste/Sorgen/Probleme immer im Kreis gedreht haben und sie Ratschläge oder Tipps nicht beherzigt hat, bzw. das wohl auch gar nicht konnte!

Irgendwann hatte ich dann selbst auch keine Kraft mehr mir das immer wieder und wieder anzuhören, auch wenn's sich irgendwie gemein anhört! Aber ich bin ja schließlich auch nur ein Mensch!  :-[

Ich weiß nicht, wie ich es schaffen würde, wenn mein Partner Depressionen hätte...ich denke aber, dass es unglaublich wichtig ist, dass man sich nicht auch mit runterziehen lässt! Höre deinem Partner zu, aber wie hier auch schon geschrieben wurde, zieh Grenzen und sag auch mal, wie es dir geht und wenn du nicht mehr kannst! Meine schwester neigt generell dazu, und während ihrer Depression war es noch schlimmer, einen ein Stück weit "auszusaugen"! Lass sowas nicht zu, denn dann bist du deinem Partner auch keine große Hilfe!

Liebe und Verständnis zeigen ist gut und schön, aber nur soweit es dir auch gut geht! Das soll jetzt nicht egoistisch klingen, aber du musst eben auch an dich denken!

Ansonsten sollte dein Partner unbedingt ganz schnell eine Therapie machen, wenn er das nicht sowieso schon tut!

Ich wünsche dir von Herzen, dass es deinem Partner bald besser geht und dass auch du seine Depression heil überstehst!  :-* :-*
Meine Mami hat ein kleines Baby im Bauch. Das hat das hat der Papi da reingetut (Emma: 08.09.10)



Wir bekommen eine 2. Tochter: Helena Sofia, kurz Leni! (Outing am 18.10.10)


Melody

Liebe Hilde,

ich habe keinen Partner, der depressiv ist, ich habe selber Depressionen, die sich in Panik-Attacken, Beklemmungen, Antriebslosigkeit, Negativdenken und Todesangst äußern, seit meiner letzten Fehlgeburt Anfang August. Ich kann nur sagen, was ich mir von meinem Partner und der gesamt Außenwelt wünschen würde in der Situation.
Dazu muss man von Depressionen wissen, dass keiner Schuld ist. Der Partner darf sich also keine Schuld daran geben. Er tut mir nichts an und ist auch nicht der Auslöser für die Depressionen. Es muss auch keinen aktuellen Grund geben. Es kann einem wirtschaftlich und sozial gut gehen, man kann auch beruflich Erfolg haben und eine tolle Familie haben und dennoch kann man Depressionen haben. Das sind dann Urängste, die einfach da sind, gegen die man nichts machen kann und da kann von außen keiner helfen und verstehen schon lange nicht.

Was ich mir einfach wünschen würde wäre, weniger Vorwürfe à la: "Was ist dir denn jetzt wieder für eine Laus über die Leber gelaufen" oder "hat dir einer was getan?" oder "du hast ja wohl echt keinen Grund" und mehr Verständnis, es so akzeptieren zu können wie es ist, denn  der Depressive meint niemanden persönlich, muß nichtmal unzufrieden sein, er kann einfach nichts für seine Depressionen. Sie passieren mit einem und das kann leider keiner verstehen, der nicht schonmal unter Depressionen litt.
Allein gelassen zu werden mit den Worten "meld dich wieder, wenn du wieder "normal" bist.." sind absolut nicht hilfreich und dienen höchstens dazu, noch tiefer in Depressionen zu fallen.

Man sollte die Depressionen einfach hinnehmen und einfach in den Arm genommen zu werden, wenns einem nicht gut geht, ist auf jeden Fall sehr hilfreich.

Und an dieser Stelle nochmal (off-topic) eine kleine Kritik am "System": ich warte inzwischen seit dem 5.8. auf einen Therapieplatz. Die ortsansässigen Therapeuten haben alle durch die Bank weg Anrufbeantworter laufen bzw. teilen schon per Ansage mit, dass keine Patienten mehr angenommen werden. Die meisten, denen ich aufs Band gesprochen habe, rufen niemals zurück. Die 2-3, die zurück rufen, teilen einem mit, man käme auf eine Warteliste.

Sehr hilfreich.  :(

leelaa

@Melody: Das tut mir total Leid  :-[ s-hug
Das kenn ich auch aus eigener Erfahrung. Am besten ist dann noch die Frage bei welcher Krankenkasse man denn sei..
Ich wünsche dir alles Gute und hoffe, dass du bald Menschen triffst, die dir helfen können da einen Ausweg aus diesem Strudel zu finden.
s-hug s-hug s-hug