GeburtAm 10.12. (40+3) hatte ich morgens deutliche Kontraktionen, die aber weder regelmäßig waren noch stärker wurden. Nach dem Mittagsschlaf waren sie für längere Zeit vollständig weg, so dass ich mir sicher war, dass es keine richtigen Wehen waren – einen zweiten Fehlalarm wollte ich auf keinen Fall riskieren.

Ich schickte also meinen Mann mit Hannes zum Sport „Sie wird vor der Einleitung jetzt eh nicht mehr kommen. Mach Dir keine Gedanken und fahr!“. Nachdem ich die KKH-Tasche kontrolliert und unten in den Flur gestellt hatte, wollte ich mir gegen 17:30 Uhr noch mal eine ruhige Dusche gönnen. Dort stand ich nur wenige Augenblicke unter dem schönen warmen Wasserstrahl, als ich plötzlich extrem starke Wehen bekam. „Oh Scheiße, das sind keine Senkwehen mehr. Aua, aua, aua.“ Sie waren so heftig, dass ich auf allen vieren aus der Dusche gekrochen bin. Nass triefend versuchte ich im Vierfüßler-Stand Ruhe zu bewahren. Meinen Mann anzurufen machte keinen Sinn, der würde vermutlich in der Sporthalle das Handy eh nicht hören und würde auch zu spät da sein. In mir stieg Panik auf und ich sah mich schon alleine im Badezimmer Johanna zur Welt bringen. „Du musst es wenigstens in die Badewanne schaffen, sonst verursachst Du hier eine absolute Sauerei!“ Mir schossen die Tränen in die Augen. Dann zwang ich mich zur Ruhe und kroch immer noch auf allen vieren zum Telefon – die Wehen kamen alle drei Minuten. Ich rief eine Nachbarin an „Du musst mich sofort ins Krankenhaus fahren!“. „Ich komm!“ Später sagte sie mir, dass ich so eine merkwürdige Stimme hatte, dass sie gar nicht nachgedacht hat, sondern direkt unseren Schlüssel geschnappt hat und losgerannt ist. In der Zeit habe ich mir eine Hose und ein Oberteil angezogen – für Socken oder ähnliches hat es nicht mehr gereicht. Ich war so froh, als ich ihre Stimme hörte und musste direkt heulen. Wir sind dann ganz langsam die Treppe runter, ich schlüpfte noch in meine Hausschuhe, Moni schnappte sich die Tasche und es ging ab ins Auto. Dann rief ich Georg an und sagte ihm, er müsse Hannes zu meiner Schwester bringen und dann direkt ins KKH kommen. Auch er fragte nicht weiter nach…
Heute noch bin ich beeindruckt wie ruhig Moni geblieben ist. Sie sprach ganz ruhig auf mich ein „Schrei den Schmerz weg, atme ganz tief ein, wir schaffen das schon…“ Ich schaute immer auf die Digitaluhr – die Wehen kamen teilweise alle zwei Minuten und ich sah mich schon am Straßenrand in ihrem Auto entbinden. Aber wir schafften es bis ins KKH. Moni parkte direkt vor dem Eingang, rannte zum Pförtner und kam mit ihm und einem Rollstuhl wieder. Der Pförtner rannte uns voraus, um Moni den Weg zu zeigen und sie eilte mit mir im Rollstuhl hinterher. Als wir gegen 18:15 Uhr im KS ankamen war ich total erleichtert „Haben Sie Ihre Hebamme schon angerufen?“ „Ne, ich wollte nicht noch mal einen Fehlalarm.“

Die Ärztin lachte leicht auf „Auch ohne Untersuchung bin ich mir sicher, dass das kein Fehlalarm sein wird!“ Wenn man überlegt, wie ich zu dem Zeitpunkt ausgesehen haben muss – ich hatte schließlich nicht mal meine Haare gebürstet und ich möchte nicht wissen, wie die noch immer klatschnassen Haaren an mir herunterhingen. s-:) „Ich komme aus der Dusche!“ sagte ich noch erklärend zu der Ärztin und der KKH-Hebamme, was aber nur ein erneutes (freundliches) Lächeln hervorrief. Moni rief mit meinem Handy meine Hebamme an, die innerhalb von nur wenigen Minuten da war. „Deine Nachbarin hatte so eine gewisse Panik in der Stimme, dass ich direkt alles stehen und liegen gelassen habe.“ Sie untersuchte mich und meinte, wenn ich noch eine PDA haben wollte, wäre das jetzt der allerletzte Zeitpunkt und ich hätte Glück weil der Anästhesist eh gerade im KS wäre. Ich glaube der MuMu war da bereits auf 7 cm geöffnet. Ohne PDA wäre Johanna vermutlich innerhalb der nächsten 30 Minuten bis max. Stunde da. „Jetzt schon? Ich kann noch nicht! Gedanklich bin ich noch bei der Panik, dass ich alleine entbinden muss. Ich bin noch nicht so weit! Georg ist noch nicht da!“ Also bekam ich gegen 19:00 Uhr eine PDA, unter der die Wehen wie bei Hannes erst mal schwächer wurden (also nicht nur gefühlt, sondern auch auf dem CTG). Der Anästhesist meinte, es wäre ein guter Zeitpunkt sollte es denn eventuell doch zu einem KS kommen. „Wenn Blicke töten könnten.“

Kurz danach kam Georg, was mich unheimlich entlastet hat. Moni fuhr nach Hause. Gegen 20:30 Uhr spürte ich die Wehen wieder deutlicher und mir viel ein, dass ich noch gar kein FW verloren hatte „Wann platzt die FB eigentlich normalerweise?“ „Frühestens ab 7 cm, aber oft auch erst viel später.“ meinte meine Hebi und ging, um mein Zimmer auf der Station zu klären. Kaum war Sie aus dem Zimmer, merkte ich ein komisches „Päng“ und kurz darauf das auslaufende FW. Georg rief die Hebi, sie untersuchte und meinte „MuMu ist vollständig auf, wenn Du magst kannst Du bei der nächsten Wehe mitpressen!“ Ich freute mich, dass es nun dem Ende zuging - Hannes war schließlich nach zwei Presswehen da. Bei Johanna dauerte es allerdings (leider) deutlich länger. Ich spürte jeden Millimeter, den sie sich durch das Becken kämpfte. Ich glaube behaupten zu können, dass ich nicht besonders schmerzempfindlich bin, aber die Wehen waren für mich kaum noch auszuhalten. Ich kann mich erinnern, dass ich sehr stark geschrieen habe, dass ich irgendwann „Holt sie mir raus!“ gerufen und zwischen den Wehen auch gewimmert habe, dass ich es nicht mehr schaffe. Dann sagte die Hebamme „Sie winkt bereits - ich sehe bereits ihre Hand.“ Johanna hatte einen Arm neben dem Kopf – der Kopfumfang reichte wohl nicht aus… Als nächstes hörte ich „Sie hat ganz viele dunkle Haare!“ Der Kopf war also draußen! Jetzt dachte ich nur noch daran, dass ich die Schmerzen vergessen habe werde, wenn sie bei mir auf dem Bauch liegt und das half die nächsten Presswehen durchzustehen. Ich weiß nicht mehr, wie viele es noch brauchte, aber es waren noch einige. Und als ich dachte, ich schaffe es nicht mehr war sie auf einmal da und ich hatte sie endlich auf dem Bauch! Erst machte ich mir Sorgen, weil sie gar nicht anfing zu schreien - aber in dem Moment, in dem ich das aussprach kam ein lauter Schrei und ich war einfach nur glücklich. Georg schnitt die Nabelschnur durch. Und wenige Augenblicke später kam auch bereits die Nachgeburt. Die Ärztin kam und ich fragte besorgt, ob sie viel nähen müsse. „Nein, da ist nur eine kleine Schürfwunde, die sie wohl der Hand zu verdanken haben.“ Entsprechend kurz war die Behandlung, während derer Johanna gewogen und vermessen wurde. Dann konnte ich mich voll und ganz dem Kuscheln widmen. Und tatsächlich waren auch die Schmerzen (fast) vergessen.
