Danke für die Blumen

Isabella war brav, aber es ist Besuch gekommen und erst wieder gegangen, als die nächste Raubtierfütterung anstand und die kleine schon lauthals gebrüllt hat

Deswegen hat das jetzt so lange gedauert.
So. Wo war ich?
Ach ja, inzwischen ist mir eingefallen, dass das mit dem Nähen natürlich nach der ganzen Nachgeburtsgeschichte passiert sein muss, denn während ich genäht wurde, wurde die kleine dann auch endlich gewogen und vermessen. Wie bring ich das jetzt nachträglich in eine logische Reihenfolge?
Also stellt Euch einfach vor das mit dem Nähen ist danach passiert, wir sind also bei der Plazenta und ich finde die ganz schön eklig.
Jedenfalls stehen die da zu dritt: Die Hebi, die Assistenzärztin und der Oberarzt, zu dritt puzzlen sie an dem ekligen Teil herum. Wie gehört das zusammen? Das vielleicht so? Fehlt da jetzt ein Stück oder ist die vollständig. Die rätseln und rätseln und irgendwie amüsiert mich das sogar.
Sie kommen zu dem Schluss, dass sie sich einfach nicht sicher sind, aber mir jetzt keine Ausschabung antun wollen, so auf Verdacht. Also lassen wir es so wie es ist, ich werde genäht und währenddessen wird die Maus vermessen:
50cm (aber alle sagen die schaut so groß aus

), 3805 g, KU 34,5 cm (+der Hand im Gesicht

), festgestellte Uhrzeit war übrigens 14:53 Uhr.
Papabär bekommt sein Baby in die Arme gelegt während ich weitergenäht werde, und weitergenäht... irgendwann lässt die örtliche Betäubung nach, ich zucke zusammen "aua!"
Kein Wunder wenn man über ne halbe Stunde näht, dass dann mal die Betäubung nachlässt. Die Assistenzärztin bietet sofort an nochmal zu betäuben, aber als ich höre dass sie jetzt nur noch 3 Stiche braucht sage ich ihr sie soll einfach fertig nähen, das passt schon so.

Dann wird ein Krankenbett neben das Kreisbett geschoben, als ich mich in Position bringe um mich rüberzuhieven macht es "Flatsch" und ich bin wieder klatschnass zwischen den Beinen. Ich denke mir gar nix dabei. Vielleicht noch Fruchtwasser? Hebi und Assistenzärztin schauen ein bissl kritisch, und ich stelle fest, an meinem Kreißbett schaut es aus wie beim Metzger...
Egal, wird schon passen, denk ich mir und bin absolut gelassen. Wen interessiert's, ich bin Mama!!!

Ich hab's geschafft! Wahnsinn!!! Und Isabella in den Armen ihres Papas zu sehen ist soooooooo schööööööön!!!

Mit dem Krankenbett werde ich nebenan ins Wehenzimmer zurück geschoben, damit wir erstmal ein wenig kuscheln können. Durch die ganze Plazentageschichte und die Näherei haben wir das erste Anlegen sowieso schon verpasst.

Es dauert aber gar nicht so lange, da geht ihr Mund auf und sie fängt an zu suchen. Mein Bär holt die Hebi, und als ich mich ein wenig anders hinlege um die kleine anlegen zu können macht es wieder "Flatsch" und wieder ist alles nass untenrum. Das sage ich der Hebi auch gleich. Sie schaut nach, sieht nicht so entzückt aus und meint sie holt mal lieber die Ärztin dazu...
Die drücken dann immer wieder auf meinem Bauch herum und immer wieder kommt es schwallartig aus mir raus. Das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber das hat sich für mich immer nach Wasser angefühlt, ich hab das gar nicht kapiert, dass das Blut war.

Und es hat mich auch einfach nicht interessiert, ich hatte da mein Baby neben mir liegen, und sie hat an meiner Brust genuckelt als ob sie noch nie was anderes gemacht hätte. Ganz die Mama, total verfressen

Nach einiger Zeit werde ich von der Stationsschwester abgeholt und in mein Zimmer gebracht. Auch dort bei jeder Bewegung wieder "flatsch".
Ich muss aufs Klo. Hm. Wie mach ich das? Die Schwester kommt, ich sage dass ich auf die Toilette muss und ob ich aufstehen darf. Sie sagt nein, auf keinen Fall, denn ich hätte zu viel Blut verloren

Komisch, mir geht's doch super, merk ich nix davon... Naja... wenn die meinen...
Also bekomme ich einen Einmalkatheter.
Ständig kommen Schwestern und wechseln meine 3 Binden und die Unterlagen wieder aus, da erst sehe ich, dass das wirklich alles sehr blutig ist. Nicht so wie wenn man sich in den Finger schneidet, schon irgendwie ziemlich wässrig, aber eben rot

Als ich das nächte Mal zur Toilette muss, darf ich wieder nicht, wieder ein Einmalkatheter. In der Nacht dann mit dem Topf, urrgh... aber ich darf einfach nicht aufstehen.
Am nächsten Tag dann (Sonntag) der erste Gang zur Toilette, zusammen mit einer Schwester, die mich stützt - ja, ich brauche das... komisch... mir ist so schwummerig... was ist nur los mit mir? Sie zeigt mir wie ich die Wunde pflegen muss und dann alles wieder desinfizieren. Irgendwie kann ich mich schon 10 Minuten nicht mehr richtig erinnern, ich bin so schwach...
Da wir ein Familienzimmer haben, kümmert sich mein Bär die meiste Zeit um die Kleine und wickelt sie und ich kann immer nur zusehen. Kann mich im Bett nicht mal aufrichten und wenn, dann immer wieder "Flatsch" zwischen meinen Beinen.
Immer wieder wenn die Schwestern das sehen, schauen sie unglücklich, immer wieder wird ein Arzt dazugeholt, bis mir schließlich gesagt wird, dass ich morgen (Montag) noch eine Ausschabung bekommen muss.

Den Rest des Tages habe ich Gott sei Dank viel Besuch. Meine Eltern, Bruder mit Freundin, Schwiegereltern, Bär's Schwester mit Kindern.
Jeder will die Kleine mal halten, Fotos werden gemacht und alle sind glücklich... aber wenn sie mich anschauen, sehen sie sehr besorgt aus. Meine Mutter nennt es beim Namen, wie immer: "Du siehst be*schissen aus"

Ich bin so froh, dass mein Bär die ganze Zeit da ist und auch in der Nacht. Unbezahlbar...
Dann am nächsten morgen werde ich in den OP gebracht. Man sagt mir die Ausschabung würde nur 5 Minuten dauern, ich wäre gleich die erste Patientin heute morgen im OP und ich würde ganz schnell wieder bei Isabella sein.
Ich habe keine Angst. Ist mir alles egal, die sollen einfach schnell machen, dass ich schnell wieder bei Isabella bin. Nach wie vor, bei jeder Bewegung kommt wieder ein Schwall aus mir raus, und so saue ich schon den Vorraum vom OP total mit Blut voll

Peinlich...