Am Mittwoch Abend gegen 20Uhr hat mein Mann dann mit Louis gespielt...er hat mit seinen Fingern in den Bauch gedrückt und seine "Füße gekitzelt"....Louis hat dabei wie wild getreten. Und plötzlich macht es leise "Knack" und es wird feucht an meinen Beinen. Als ich mich hinstellte, tropfte Fruchtwasser auf den Boden. Aber nicht diese erwarteten Niagarafälle, sondern eben nur so ca. 100 ml. Das war dann wohl der Startschuss!
Die Hebamme kam, untersuchte mich und stellte fest, dass die Frubla wohl an einem hohen Punkt gesprungen ist, dass noch genug Fruchtwasser vorhanden ist und dass es durchaus jetzt noch etwas dauern kann, bis Wehen kommen. Wir verabredeten uns für 9 Uhr am nächsten Morgen am Geburtshaus. Nun denn, wenigstens musste mein Mann nicht mehr arbeiten...er war also schonmal glücklich. So haben wir und dann in freudiger Erwartung auf alles Kommende in s Bett gelegt. Mein Mann schlief sofort ein. Ich lag dort keine 10 Minuten, da fingen die Wehen an. Zuerst nur ganz leise, aber doch regelmäßig und unverkennbar. Schlaf war für mich nicht mehr drin.
Also bin ich wieder aufgestanden und nach unten auf die Couch umgezogen, um meinem Mann ein paar Stunden Schlaf zu gönnen. Hier habe ich dann ferngesehen und in aller Ruhe vor mich hingeweht. Zwischendurch konnte ich sogar immer mal wieder ein wenig schlafen. Ich war wie ferngesteuert.....vollkommen in meiner Mitte und die Ruhe selbst. Und irgendwie voll von absolutem Vertrauen, dass alles prima so ist und dass mein Körper genau das Richtige tut. Es fühlte sich an, als würde mein Körper mich an die Hand nehmen und ich schaute staunend und voller Bewunderung zu! Das ist wirklich sehr schwer zu erklären...ich habe nie vorher so strange gefühlt!
Gegen ein Uhr Nachts wurde die Wehen merklich heftiger. Schlafen war jetzt nicht mehr drin. Ich versuchte, meinen Mann zu wecken. Nicht, weil ich dachte, die Geburt steht unmittelbar an, sondern weil ich Sorge hatte, er würde der Sache schon beiwohnen wollen und wäre nachher beleidigt, dass ich ihn nicht geweckt habe. Also ging ich hoch und setzte mich zu ihm mit den Worten "Schatz, du musst Morgen nicht arbeiten!" Er strahlte darauf hin übers ganze Gesicht, sagte "Schööööööön", drehte sich rum und schnarchte laut. Ähhh, ok dachte ich. Dann braucht er wohl noch etwas Schlaf. Also habe ich mich etwas in die Badewanne gelegt. Die Wehen wurden immer doller, waren aber ganz gut auszuhalten. Ich habe mir die Zeit mit singen vertrieben

Gegen drei wurden die Wehen so heftig, dass ich nicht mehr allein sein wollte. Also habe ich eine etwas energischere Weckaktion gestartet..mit Erfolg. Er saß sofort senkrecht im Bett und fing emsig mit den nötigen Vorbereitungen an. Die Hunde mussten zu seinen Eltern gebracht werden (Ich hatte Sorge, sie würden die Hebamme lynchen wenn sie mich schreien hören

) und der Pool aufgebaut. All das zog sich bis ca. halb sechs hin....und ich wehte weiterhin alleine vor mich hin und wehte und wehte....und es wurde immer schwerer. Raus aus der Wanne, rein in die Wanne, durchs Haus gelaufen, auf den Ball, auf die Couch....Gegen halb sechs rief mein Mann endlich die Hebamme an. Auf ihre Frage hin, ob sie denn sofort kommen oder ihren Kindern zuerst noch die Brote schmieren soll, meinte er, Aaaaach, schmier ruhig erst noch, so laut ist sie noch nicht

Er hatte die Info im Kopf, beim ersten Kind denkt man immer, es wäre schon kurz vor der Geburt aber dauert eigentlich noch. Die Hebi stand dann auch noch im Stau...und ich bekam so langsam richtig richtig Not. Ich hatte ein extremes Bedürfnis zu pressen, dem ich kaum noch standhalten konnte. Das veranlasst meinen Mann dann auch endlich dazu, so gaaanz langsam mal Wasser in den Pool laufen zu lassen. Um viertel nach sieben war die Hebamme da. Sie untersuchte mich und sagte: Ok, du bist komplett offen. Kannst bei der nächsten Wehe schon mit schieben. Aber warum hast du denn jetzt alles alleine gemacht und mir nicht schon früher Bescheid gesagt??! Ich beschloss, meinem Mann die Sache mit dem Brote schmieren unbedingt noch mal vorzuwerfen wenn das alles überstanden war. Für den Moment war es aber echt alles egal. Ich wollte endlich pressen.
Also kletterte ich in den Pool und setzte mich hin. Leider war der Wassereinlass Fortschritt noch nicht so ganz vollendet, so dass ich mit dem Po in einem Pfützchen saß und da meine ersten Presswehen hatte. Im Nachhinein könnte ich mich bei dem Bild wegschmeißen

Aber der Pool füllte sich stetig und ich fühlte mich darin sehr wohl. Irgendwie geschützt. Mein Mann saß hinter mir und massierte meine Schultern, die Hebamme kontrollierte mit dem Doppler die Herztöne unter Wasser und spornte mich wunderbar an. Nach circa einer Stunde wurde die zweite Hebamme dazu gerufen, die auch sehr schnell eintraf. Leider hat an die Kerzen niemand gedacht und ich hatte auch wirklich kein Auge mehr für die Romantik....aber ansonsten war es perfekt. Ich saß da genau wie in meinem Bild! Mein Körper machte immer weiter und weiter und es war alles gut und richtig. Die letzten paar Zentimeter waren dann das erste, was ich in dem ganzen Geburtsprozess als richtig schmerzhaft bezeichnen würde. Also ich meine den "Ring of fire" wenn das Köpfchen kommt. DAS hat weh getan....aber vorher habe ich die Wehen als unglaublich starke und beeindruckende Kraft wahrgenommen, die zwar auf eine Art zeitweise quälend, aber nicht wirklich schmerzhaft ist.
Um 9:05 kam Louis schließlich, genau mit der Sonne des neuen Tages, zur Welt. Das war mit Abstand das schönste, was ich bisher erleben durfte. Und damit meine ich die ganze Nacht. So sehr eins zu sein mit den Kräften der Erde...und zum Schluß noch dieses Wunder in den Arm gelegt zu bekommen...ich habe mich und fühle mich immer noch regelrecht gesegnet

Also die Hebamme ihn sanft aus dem Wasser hob und auf meine Brust legte, hat Louis nicht geschrien. Er war ganz ruhig, hat neugierig die Augen geöffnet und mit seiner kleinen Hand nach meinem Kinn gefasst. Er ist ganz langsam und in aller Ruhe angekommen. Es war ein wunderbarer und so friedlicher Moment! Ich werde mein Leben lang zutiefst dankbar dafür sein, so etwas erleben zu dürfen!
Mädels, seid mutig! Bestimmt eure Geburt selber. Habt keine Angst, eure Körper beherrschen seit Urzeiten die Kunst des Gebärens! Ihr seid so viel stärker als ihr glaubt! Setzt nicht auf rationale Sicherheiten sondern auf euer Bauchgefühl. Ihr werdet so unglaublich belohnt dafür!